27. März 2007
>>Das sind die Phasen einer Restauration wo man des
öfteren geneigt ist zu kapitulieren und den Schrotthändler zu rufen. Aber irgendwie geht
dann, spätestens nachdem der Rahmen sandgestrahlt und wieder lackiert ist, alles wie von
selbst. Ich glaube ich könnte das bis in alle Ewigkeit tun.<<
Das schrieb mir Tom Kada zu einigen Bildern wie dem oben
gezeigten. Sowas entzückt mich, die Aufgabe würde mich aber zur Verzweiflung treiben. Es
fällt mir schon schwer, meine Wohnung angemessen aufzuräumen. Und dann das, nämlich ein
Steyr 380, der, wenn alles gelingt, dereinst (wann?) wieder als Mannschaftswagen dastehen
wird. Daß jemand so kühn hinter den übernächsten Horizont zielt, gefällt mir sehr.
Ich hab weiters ein Faible für alte Garagen, wie man sie
oben sieht. Und überhaupt, Anwesen dieser Art, die nichts Glamouröses haben, nichts
Blitzendes und Aufgeblähtes. So hab ich mich am Wochenende in der Grazer Peripherie
umgesehn, wo noch Spuren von Steyr-Puch zu finden sind. Wo Ausläufer von Magna Steyr alte
Bestände überschrieben haben. Was fand ich da?
Einen trocken untergestellten 1954er Stepside 3100 von
Chevrolet. Als Werbeträger für eine Bar, in der von amerikanischen Zuständen geträumt
wird. Was träumen die Leute da, wenn der Betrieb losgeht? Von einem V8 mit einem Tank der
nie leer wird? Endloser Himmel? Was weiß ich! Klischeegeschäfte. Es gibt diesen Groove
einer ausgedörrten Arbeitswelt ja auch bei uns. Die Rednecks, die Verzweifelten,
einbrechende Strukturen ... alles da.
Ich seh die Rückseiten der sich stets verändernden
Strukturen, wenn ich etwa die Bahnlinien entlanggehe. Ich sehe die Fingerprints anononymer
Gestalter dieser Prozesse, aus denen immer mehr Menschen rausfliegen. Dabei besagen die
Headlines immer wieder: "Wachsende Profite, sinkende Investitionen". Das nach
wie vor bedeutet: Die Republik wird ausgeplündert. Es gibt zwar genug Arbeit, aber es
gibt längst nicht mehr genug angemessen bezahlte Erwerbsarbeit für alle.
Man wird es der Unternehmerschaft nicht ankreiden können,
auf Profit aus zu sein, das Problem liegt letztlich in den Händen der Politik. Die
drückt sich um all das herum, indem zum Beispiel aus dem Parlament Bilder auftauchen, wo
ein vaterländischer Parteichef, dessen mehrfach vorbestrafter Bodyguard schon wieder
wegen einem Gewaltdelikt vor Gericht steht, eine Tafel präsentiert, auf der gefordert
wird: "Kein Pardon für Kinderschänder!"
Was für ein Schwindel! Da den Kinderschändern sowieso
nirgends Pardon gewährt wird, das ist also eine leere Phrase, ein
"No-na-Statement". Man möchte dem Herren zurufen: Sie vaterländisches
Großmaul, kümmern Sie sich um jene, welche die Republik ausplündern! Um die
Kinderschänder kümmert sich unsere Exekutive und Justiz eh schon längst.
Aber dieses Schwinden von bezahlter Erwerbsarbeit, darum
kümmern sich merklich zu wenige. Darum bleiben dann auch solche zynischen Zuschreibungen,
die besagen: Wer keine Job hat, ist selbst schuld. Das politische Versagen wird so zu
einem individuellen Versagen, Scheitern der Betroffenen umgekupfert. Und die parfümierten
Affen schnattern, man müsse sich um die Kinderschänder scheren. Da kann einem nur
schlecht werden. Dieses gut bezahlte Polit-Karaoke.
Oder. Als ich unlängst von meinem Gang über die Felder
zurückgekommen bin, traf ich den Gleisdorfer Musikschuldirektor. Gunter Schabl erzählte
mir, in der "Kleinen Zeitung" sei über eine ganze Seite die Rede, daß eine
deutsche Richterin einer Muslima die vorzeitige Scheidung verwehrt habe, weil das Schlagen
der Ehefrau im Koran begründet, demnach keine unzumatbare Härte sei.
Ich meinte, das
könne nicht sein, das sei unter Garantie eine Zeitungsente, denn der Staat habe sich das Gewaltmonopol
gesichert und hüte es streng, selbst wenn ich ihm nun aus Laune Ohrfeigen auch nur
androhen würde, könne mich das vor Gericht bringen, nein, es sei doch ganz undenkbar,
daß bei Gericht Gewalttätigkeit irgendwie, schon gar mit dem Koran, gerechtfertigt
werde. Ich war ganz sicher, das sei Unfug. |
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Leider! Keineswegs. Im "Standard" ist die Sache nun als
Faktum bestätigt, wie wohl auch in vielen anderen Blättern. (Der komplette Text!) Was ist bloß in diesem Europa los? Wie lange ist es
her, da dachte ein hochrangiger deutscher Polizist darüber nach, das Folterverbot zu
lockern. Nun findet eine Richterin Gründe, um Gewaltausübung zu legitimieren. Das sind
sehr irritierende Vorgänge ...
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