7. März 2007
Man könnte es salopp die "Schlachtplatte der
einfachen Menschen" nennen. "Würschtel mit Saft" basieren auf Gulasch. Man
kann sagen: Wir haben eine nette Serie laufen. Was meint, in der Folge einer Serie von
Gesprächen unter Kulturschaffenden zeigt sich eine Tendenz, die Arbeitsgespräche mit
dieser Speise abzuschließen. Wozu vorzugsweise ein Glas Bier getrunken wird.
Nun hab ich anläßlich einer Gesprächsrunde mit
Kunstschaffenden in Gleisdorf meinen Favoriten gefunden. In der Gleisdorfer
"Kirchtavern". Wo der Teller einen angemessen breiten Rand und hinreichende
Tiefe hat, was eine kräftige Portion sichert, bei der nicht jeder Zugriff Streß erzeugt,
der Saft könnte aufs Tischtuch schwappen. Auch geschmacklich ist man da an der richtigen
Adresse.
Während ich schon erlebt habe, daß mir in einem der
Gasthäuser etwas vorgesetzt wurde, was vermutlich aus der Dose oder gar aus dehydriertem
Basismaterial stammt. Und das ist entsetzlich. Denn Gulasch bezieht seinen Geschmack sehr
wesentlich aus der langen Kochzeit einer großen Menge, was in Privathaushalten kaum
geleistet wird. Wenn einem dann aber ein Wirt solche Instant-Ware zumutet, müßte man es
ihm ja um die Ohren schlagen.
Cut!
Übersetzer Michael Roloff
schrieb mir:
>>I notice that the subject of Handke and
Yugoslavia cropped up in you blog once again. Let me try to reduce the matter to its
simplest {!} equation. For Handke the Yugoslav federation represented a
"dreamland" and an alternative ...<<
Da folgt dann eine sehr anregende Zusammenfassung Roloff'scher Ansichten über die Gründe der gehabten
Querelen, die so willkommen waren, weil wir dadurch vermeiden konnten zu reflektieren,
welchen Anteil vor allem ein EU-Europa an den Eskalationen jener Konflikte hatte, die
diesen Sezessionskrieg überhaupt erst entbrennen ließen.
Es ist ein schwer erträgliches Schweigen über unseren
vormaligen Außenminister Mock oder den damaligen Außenminister Deutschlands, Genscher,
die geholfen hatten, ein von Krisen geschütteltes Jugoslawien weiter in den Krieg zu
treiben. (Zu gerne wüßte ich da über die Inhalte von Geheimdiplomatie vor allem mit
Slowenien und Kroatien. Niemand könnte mir einreden, die habe es nicht gegeben.)
Daß unter Druck geratene Gesellschaften leicht nach rechts
abdriften, sich abschotten, Feindbilder aufbauen, wobei es dann sehr schnell Tote geben
kann, das wußte zu der Zeit niemand besser als wir Österreicher und Deutsche. Denn
unsere Leute haben das in einer Hälfte des 20. Jahrhunderts gleich zweimal durchgespielt.
Daß also der wirtschaftlich stabilere (katholische) Norden
sich ruckzuck vom wirtschaftlich schwächeren (orthodoxen und islamischen) Süden absetzen
konnte, um dieses "Restjugoslawien" mit den strukturellen und wirtschaftlichen
Nachteilen, den wachsenden Spannungen und vor allem der enormen Sprengkraft der ethnischen
Konflikte in Kosovo-Metohia allein zu zu lassen, ist atemberaubend. Vor allem, wenn man
beachtet, daß Slowenien und Kroatien die eigenstaatliche Anerkennung nach dem
Völkerrecht innerhalb weniger Monate erreicht hatte. (Da könnten zum Beispiel Schotten,
Basken und andere kleinere Völker Europas nur staunen.)
Vor diesem Hintergrund sind die Handke-Querelen natürlich
praktisch. Die Behauptungen, er habe den serbischen Nationalismus begrüßt und serbische
Kriegsverbrechen geleugnet, was sich aus seinen Texten nicht belegen läßt, ganz im
Gegenteil, lenken immer wieder davon ab, welche eigenen Anteile an diesem Sezessionskrieg
wir zu prüfen und zu klären hätten. Seien es politische Anteile, seien es
eskalationsfördernde Beiträge der Journalisten-Zunft ... [Roloffs Mail]
[Der
"Balkan-Reflex"] [Zu Peter
Handke]
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