24. Februar 2007
Ist das eine Kolonialgeschichte? "Fitzcarraldo" (1982).
Über die Dreharbeiten des Filmes heißt es, Schauspieler Klaus Kinsky habe sich dabei so
übel aufgeführt, daß die Indios dem Regisseur Werner Herzog angeboten hätten, ihn
verschwinden zu lassen.
Ein Opernhaus im Regenwald, das wäre ein Stück
Kolonialgeschichte. Ebenso abstrus wie das Vorhaben, ein Dampfschiff über einen Berg zu
schaffen. Der bewegende Film hat zwei wesentliche Aspekte. Die wortwörtliche
Notwendigkeit von Kunst, der Fitzcarraldo mit nicht eindämmbarer Wucht zuarbeitet. Und
die unvermeidliche Nähe zu wohlhabenden Leuten, respektive Geldgebenden Instanzen mit all
ihren Möglichkeiten zu demütigenden Momenten.
Erfolg würde nur "nettere Lebensqualität"
bringen, läßt der Künstler Jeff
Koons in einem Interview in "profil"
wissen. Lustige Ansichten aus dem Reservat des Arrivierten, umgeben von "working
poor". Davon abgesehen, der Kontext "Kunst und Geld" ist immer für Abrieb
gut. Das Interview hat mich vor allem gelangweilt, aber es enthält eine interessante
Passage:
Geld als Kommunikationsmedium, seine
Verwendung als einer von mehreren Kommunikationsakten innerhalb des Kunstgeschehens, das
rutscht so leicht aus dem Blickfeld. Diese unerbittlich gewichtige Schnittstelle des
Geschehens.
Cut!
Wir verdanken der vorigen Regierung ein
Künstler-Sozialversicherungsgesetz mit Zwangsrekrutierung und einigen anderen
Merkwürdigkeiten, die ich den Kreateuren gerne um die Ohren schlagen würde. Der
Schauspieler Franz Morak, vormals österreichischer Kunststaatssekretär, und die
Schriftstellerin Andrea Wolfmayr, vormals Kultursprecherin der ÖVP Im Parlament, hatten
uns dieses Gesetz immer als vorzüglich schönzureden versucht.
Dabei ist gerade Wolfmayrs Weg in das
ÖVP-Funktionärslager sehr wesentlich davon bestimmt gewesen, daß sie ihr Auslangen als
freie Schriftstellerin nicht hatte finden können. Mit den Gesetzen der Regierung, für
die sie im Parlament saß, wäre ihre schriftstellerische Existenz noch schwieriger als
sie es vorher gewesen sein mag.
Während uns solche Faktenlagen das Leben
würzen und die Regierung des Landes, in welcher Fassung auch immer, sich zu keinen
realistischen Rahmenbedingungen für diese Profession (Kunstschaffende) aufraffen kann,
bleiben wir selbst in hohem Maße beim Geschäft der Legendenbildung.
Das Herbeten des Anspruches auf eine Art
"Sonderstatus", das Verlangen nach einem Rang der Singularität, was also
Künstler Spezielles seien, anders als alle andereninnerhalb einer Gesellschaft, solche
Attitüden finde ich immer wieder vor. Dieses öffentliche Träumen steht in grimmigem
Gegensatz zur sozialen Realität und zu allem, was wir an Bedingungen auszuhandeln
verstehen.
Cut!
Eben bekam ich einen Fragebogen zugeschickt.
Die "Statistik Austria"
sieht das ganz nüchtern. Da ist einer wie ich als Unternehmer eingestuft, basta! Hier
besteht also ein Faktenlage:
Das auszufüllende Feld, soweit es mein
Tätigkeitsspektrum betrifft, sieht im Detail so aus, wie HIER gezeigt. Interessant ist, wie dem gegenüber der Bereich
"Kulturelle Aktivitäten" einer Gesellschaft dargestellt ist ... im "Statistisches
Jahrbuch 2007":
[große
Ansicht]
Das ist eine "Hochkultur-Skizze",
die mein Tun praktisch unberührt läßt. Wie man all das auch dreht und wendet, es kommt
kein singulärer Status heraus. Es bleibt evident, daß Kunstschaffende Teil einer
"Deutungselite" sind, eine Profession von mehreren, vom Staat und von den
Gesetzen her als "Unternehmer" eingestuft.
Ob es einem paßt oder nicht, das sind die
realen Bedingungen, für welche viele von uns schon allein im Selbstverständnis völlig
unzureichend gerüstet sind. Aber auch meist etwas schwach aufgestellt, wenn man fragt:
Welche unternehmerischen Kompetenzen braucht man fürs Geschäft?
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