17. Februar 2007
Anna Jankovic, die Leiterin des Österreichischen
Kulturforums Belgrad, schrieb mir in der vergangenen Woche: "80% (!) der serbischen Studenten waren niemals im Ausland. ..."
Einschränkungen, Visumspflicht, hohe finanzielle
Schwellen, über die nur wenige drübersteigen können. Ich hab es gestern erwähnt, wer dort im Monat umgerechnet 300 Euro verdient, darf
sich für gut situiert halten. Vermutlich haben die südslawischen Völker in ihrem
Sezessionskrieg mindestens eine Generation verloren. Es wäre grotesk anzunehmen, das
könne einem restlichen Europa egal sein. Stellt sich die Frage, was man den jungen
Menschen gegenwärtig in Aussicht zu stellen vermag, um sie nicht frustrierten und
rückwärtsgewandten Nationalisten zu überlassen.
Warum uns das etwas angeht? Nationalismus als aggressive
Ideologie ist eine Erfindung Europas, wurde von Napoleon über den ganzen Kontinent
getragen und seither von unzähligen Völkern geübt, trainiert, ausgelotet.
Das wirkt natürlich bis in die Gegenwart. Wem ist denn
alles klar, daß uns die Italiener, Deutschen, Franzosen, aber auch Letten, Bulgaren oder
Slowenen etc. nun mal keine AUSLÄNDER mehr sind? Wir sind zu EU-Bürgern geworden,
Gleiche unter Gleichen in einem großen Verband. Aber nationalistisches Denken steht
dieser Klarheit noch erheblich im Weg.
Was geht uns das nun an? Alles! Es kann nicht egal sein, ob
irgend ein Land in der Umgebung beständig scheitert, sich zu stabiliseren. Und es ist
auch keineswegs so, daß derlei Entwicklungen ihre Ursachen nur im Landesinneren hätten.
Ich denke jetzt vor allem einmal an Tausende "Mission-Junkies" die sich während
der letzten Jahrzehnte in Südosteuropa gutes Geld verdient haben, um Katastrophen zu
verwalten. Sie sind zu einem großen Teil die Boten der Interessen anderer Nationen.
Zur Zeit wird hier gerade noch wahrgenommen, welches Ringen
um das Kosovo herrscht, eigentlich Kosovo und Metohia, ein vorerst europäisches
Protektorat, das für den ermordeten serbischen Präsidenten Zoran Djindjic Anlaß zu
einer Feststellung war, die sinngemäß besagte, man könne ein Land mit rund 20 Prozent
illoyalen Bürgern nicht regieren.
Wenn man es nun schaffen würde, über die eigene
Kirchturmspitze hinauszudenken, was würde sich aus dieser Anforderung ergeben? Nämlich
den Menschen, einem Volk gegenüber, offen zu bleiben? Über die bestehenden Barrieren
hinweg ...
Ahja, Handke ist auch wieder im Gespräch
(Quelle: "Kleine Zeitung").
Nach den erheblichen Aufregungen um diesen Autor sind uns viele Publizisten erneut Belege
schuldig geblieben, mit denen man Handke nachweisen könnte, daß er ein Leugner
serbischer Kriegsverbrechen und ein Verehrer des Milosevic sei.
[Der
"Balkan-Reflex"]
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