12. Februar 2007 Muß ich
annehmen, daß Journalisten nicht wissen, was sie tun? Nein! Also darf man vermuten, daß
jemand von blonden, ausgehungerten Erscheinungen auch dann noch profitieren kann, wenn man
sich gegen sie ausspricht.
Demnach eine
Doppelseite Appetitanregung und drei Seiten launiges Skizzieren im "profil", um das "Fragt sich
bloß: warum eigentlich?" aufzuarbeiten. Dabei
ist allein die einleitende Doppelseite schon die Antwort. Wenn nun mal jedes Blatt den
Hype weiterschreibt, hat die Dame Hilton ihre Geschäft wohl vorzüglich lanciert.
Unterstellungen wie "Gehirnamputiert" etc. sind ein müder Witze gemessen an der
Medienpräsenz, die hier generiert wird.
Das vierte und fünfte Wort des Artikels ... bemerkenswert.
Nämlich "Jeannine Schiller". Weit VOR der in solchen Zusammenhängen
unvermeidlichen "Mausi" Lugner. Also die üblichen Verdächtigen unter jenen,
die sich in Österreich vor jede Kamera drängen.
Ich lese von "Stallgeruch", "Aura" und
"Aurazerstörung". |
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In Summe läuft es darauf hinaus, daß
"Qualitätsblätter" bei Bedarf jederzeit auf dem Boulevard grundeln. Lugners,
Schillers und Hiltons als Trabanten einer trivialen Phantasiegeschichte, worin sich ein
internationales Zirkuspublikum danach verzehrt, Zelebritäten angaffen zu dürfen, die
sich vor allem durch das demonstrative Verbrennen von Geld hervortun. Das hat uns
unlängst noch der Adel geboten, man hätte sich wohl manche Revolution sparen können
;-))
Die billige Version spielt es auf unseren Straßen. Laut
"Oberösterreichischen Nachrichten":
>>Behinderung der Unfallhelfer / Ein
gravierendes Problem im Falle eines Unfalls stellt die Behinderung von Hilfskräften dar.
Dabei meint Donosa nicht nur die Behinderung des Abtransportes von Verletzen: "Schaulustige
werden sowohl von Unfallopfern, als auch von Helfern als störend empfunden. Der
Stresspegel wird in einer ohnehin angespannten Situation für Ersthelfer und
Einsatzkräfte noch zusätzlich erhöht." Wenn kein Beitrag zur Hilfe geleistet
werden kann, sollte die Unfallstelle so schnell wie möglich verlassen werden. ...<<
[Quelle]
Vielleicht weist das alles darauf hin, daß Schaulust, als
eine Version von Erlebnishunger, eine prinzipiell grenzenlose menschliche Neigung ist.
Vielleicht hab ich mir das bloß zurechtgerückt, "kultiviert", wenn es bei mir
etwa auf solche Fundstücke gelenkt ist, ob nun ein besonders rares Fahrzeug oder so ein
VW LTD, den man mit deratigem Aufbau in einem Stadtgebiet nicht sehr häufig zu sehn
bekommt:
Wenn ich darin vernarrt bin, Unerwartetes vorzufinden, all
das, was sich an nicht gerade amtlich Entworfenem in einer Stadt abbildet, dann wirken da
vermutlich die gleichen Kräfte wie bei den Leuten im Zirkus.
Polemisch verkürzt: Womöglich ist der Unterschied
zwischen dem Schauen auf Löwen, die gerade Christen auffressen, dem Blutrünstige in
gängigen Berichterstattungen und dem Betrachten von Kunstwerken bloß ein Unterschied der
Intentionen, der Mittel und der Inszenierungen, aber kein Unterschied seiner Anteile an
einer "conditio humana".
Naja, von Paris Hilton über Lastautos zur Kunstbetrachtung
... das geht sich freilich nur dann aus, wenn man keine Scheu hat, da und dort die Balken
zu biegen. (Hehe!)
Oder aber ... womöglich muß ich mir nun widersprechen,
ich weiß es noch nicht so genau, in einem Wirtshaus in Pischelsdorf war eben über einige
dieser Zusammenhänge debattiert worden. Denn ich staune immer wieder, daß sich Leute
einschüchtern lassen und sagen: "Aber ich verstehe nichts von Kunst". Worauf
man antworten müßte: Macht doch nichts! Es genügt völlig, sie zu erleben. Doch so
laufen derartige Dialoge nicht. Philosoph Erwin Fiala stimmte zu, benannte das Thema so:
"Die niederträchtige Art des Redens über das Erleben von Kunst."
Apropos Kunst! Unsere erste öffentliche Station zu
"next code: love" haben wir nun soweit festgelegt:
next code: love
Work in Progress, Vorträge, Präsentationen,
Ausstellungen
Gleisdorf (Oststeiermark / Österreich)
Ein Projekt des Genres art under net
conditions
16.
März 2007
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