31. Dezember 2006
Dieses Blatt lag gestern vor mir auf dem Tisch. Der
Mann hatte es seiner Geldbörse entnommen, entfaltet, seine Lebensgefährtin sagte mit
gespielter Empörung: "Ich wette, du hast von mir kein Foto eingesteckt." So war
es auch. Man ließ uns für das weitere Gespräch am Tisch alleine, denn das war, wie
Aidan, der Sohn des Mannes, anmerkte: "A boy-thing."
Ein Einzelstück. Ein V2-Triebwerk mit 1.000 ccm, das der
Brite Bill Hurr aus dem Einzylinder- Motor einer "Enfield Bullet" abgeleitet
hatte. In Heft 13/99 des Magazins "Motorrad" war darüber zu lesen gewesen:
»Bill ließ von seiner verrückten Idee nicht
abbringen«, so der 39jährige Richard Hurst aus Wiggley Bay, Newcastle. »und meinte, ich
solle die Bullet eine Weile ausprobieren. ...« [Quelle]
Das Ergebnis: Die "Norcroft Interceptor Metisse".
[LINK] Soweit könnte diese
Geschichte als "a boy-thing" gelten, für andere denn Enthusiasten nicht weiter
interessant. Man kann heute nur mehr selten Menschen begegnen, die mit ihrem Know how so
eine Maschine individuell entwickeln, ohne Teil einer großen Company und eines großen
Teams zu sein. Da vollzieht sich ja etwas völlig anderes, quasi im Schuppen hinterm Haus,
als in breit aufgestellten Firmen.
Bill hat auch Formel 1-Erfahrung hinter sich, doch da
mißfiel ihm, wie sehr die Crews nur auf eines hin orientiert seien, gewinnen, gewinnen,
gewinnen. Egal! Mich interessierten seine Ansichten über die Arten, wie Technologien sich
entwickeln. Es läßt sich in diesem Fazit zusammenfassen: "Ich mißtraue allen
großen Sprüngen. Die Entwicklung vollzieht sich vor allem in unzähligen kleinen
Schritten.
Cut!
Ein bemerkenswertes Fundstück im nahen Baumarkt. Für 14
Euro sind da Surrogate von Kunstwerken zu erhalten, die nicht einmal mehr einer bestimmten
Zuschreibung bedürfen. "Leinenbild groß" statt einem Titel drückt ja eine
ganz erhebliche Distanz zu dem aus, wovon Kunstwerke meist handeln:
Ich hab gegenüber solchen Dekorationsgegenständen keinen
Einwand. Denn ich denke mir dazu, wer das schon einmal für brauchbar hält, um seiner
Wohnung einen Akzent zu geben, bietet jenen Prozessen eine Chance, jenen notwendigen
ästhetischen Erfahrungen, die nun mal Voraussetzung sind, früher oder später Interesse
und Geschmack an Kunstwerken zu finden.
Cut!
>>Saddam Hussein's execution comes at the end of a difficult
year for the Iraqi people and for our troops. Bringing Saddam Hussein to justice will not
end the violence in Iraq, but it is an important milestone on Iraq's course to becoming a
democracy that can govern, sustain, and defend itself, and be an ally in the War on
Terror.<< [Quelle]
So lautet der offizielle Kommentar von George W. Bush zur
Hinrichtung Saddams. Daß ein Mord ein Meilenstein "auf dem Kurs des Iraks eine
Demokratie zu werden" sei, ist freilich nicht so ohne weiteres nachvollziehbar. Zumal
der von Bush erwähnte "Krieg gegen den Terror" sich als genau das Problem
erweist, das er zu lösen behauptet. Denn gerade durch diesen Krieg haben die Dschihadis
und ihre Weltuntergangs-Sekten an Kraft gewonnen wie selten zuvor.
Aber so ist nun einmal der Stand der Dinge. Und vielleicht,
da schon deutlich wird: Gar so wichtig ist Saddam für die Aufständischen im Irak gar
nicht, vielleicht werden wir in naher Zukunft genau prüfen können, welche anderen
westlichen, vor allem europäischen Nationen diesen Krieg mittragen, beigetragen haben,
ihn zu eröffnen. Und was das für uns bedeutet.
Das ist ein Krieg, der ganz offensichtlich alle seine
behaupteten Ziele verfehlt. Ein Krieg, der ohne UN-Mandat eröffnet wurde, gestützt auf
die aktuelle Doktrin der USA, jenen Ländern einen Präventivkrieg aufzubürden, von denen
sich der Stab des Präsidenten ausreichend bedroht fühlt. Was, so sagen Fachleute, einer
eklatanten Verletzung des Völkerrechtes gleichkommt.
Von der permanenten Mißachtung der "Allgemeinen
Erklärung der Menschenrechte" in diesen Vorgängen ganz zu schweigen. Nun braucht
Awmerika keinerlei Zurufe, wovon Demokratie eigentlich handelt. Hier besteht eher die
interessante Herausforderung an andere Nationen, zu klären, welche Konsequenzen man
finden und umsetzen kann, um solchen barbarischen Tendenzen etwas gegenüber zu stellen.
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