24. November 2006

log839a.jpg (32621 Byte)

Ich hatte gestern Gelegenheit, mir wieder einmal anzusehen, was harte Jobs unter harten Bedingungen sind. Nach solchen Gängen bin ich mehr als froh, daß ich mein Geld hauptsächlich am Schreibtisch verdienen darf.

log839b.jpg (24848 Byte)

Ich konnte mir die Wollsdorfer Lederfabrik von innen ansehen. Möbelbezüge. Innenausstattungen für Autos und Flugzeuge. Wie weit uns doch aus dem Blickfeld gerückt ist, wovon der Begriff "Schwerarbeit" handelt. Die Grundlage einer Konsumgesellschaft ist. (Und da ist noch nicht einmal von China die Rede.)

Cut!

Es ist ja nicht so, daß hier niemand mehr darüber nachdenken wollte, welche Position Kunstschaffende eingenommen haben, um der Situation, die gerne und oft beklagt wird, kaum interessante Perspektiven zu eröffnen. Im Sinne von: Es kann doch nicht ausschließlich an den Anderen liegen, wenn es einem auf diesem Feld schlecht geht.

log839a.jpg (23474 Byte)

Mit Christian Wabl, Leiter der "Alternativen Universität" an der "Grünen Akademie", hatte ich eben ein sehr anregendes Gespräch zum Thema. Er war ganz überrascht, daß unsere Ansichten gar nicht derart divergieren, wie er angenommen hätte.

Ich werd halt bloß rasend, wenn einschlägige Gespräche unter Künstlern zu 80 Prozent von Jammern handeln und zu 20 Prozent davon, was einem FRÜHER schon gelungen sei, was man also geleistet habe ... Wabl neigt ja nicht zu solcher Attitüde, aber ansonsten finde ich mindestens in meiner Generation solche Zugänge sehr verbreitet.

>>du siehst, mir fehlt leider die contenance, auf die ein freundlicher mensch nicht verzichten sollte.<<

... schrieb ich ihm nach unserer Begegnung, denn diese 80/20-Geschichte hat ja was von einem Kameradschaftsbund, in dem räsoniert wird, wie beschissen die Gegenwart sei, während man selber in der Vergangenheit doch schon, also damals in Stalingrad, ja, was für Zeiten! Und was für eine Kameradschaft! Man merkt, das ist ein wenig gruselig ...

Vor allem macht mich rasend, wenn in eben dieser 80/20-Situation dann hartnäckig beklagt wird, was eben die Politik alles nicht leistet, was diese und jene IG Kultur alles nicht leistet, dies zutiefst unpolitische und überhaupt bewußtlose Gejammere ist zum Wegrennen.

Immerhin, und das hat mich vergnügt, Wabl neigt ganz und gar nicht zu solch jämmerlicher Haltung, fragt sich statt dessen, was zu tun sei. Meine Ansicht:

>>aber!
+) kenntnis historischer hintergründe und kontinuitäten
+) selbstreflexion
+) schlüsse ziehen und handlungspläne formulieren
+) politisches verständnis zeigen und daher
+) öffentliche diskurse führen und
+) damit (teil-) öffentlichkeit generieren
... das wäre so eine flüchtige skizze dessen, was sich vorzunehmen lohnen würde.<<

kup.gif (410 Byte)


[kontakt] [reset] [krusche]

47•06