11. November 2006
Veteranentreffen im "forum stadtpark"? Könnte
man so sehen. Die Kabarettisten Simon
Pichler und Leo
Lukas haben mit dem Jazzer Berndt
Luef hier ein CD-Projekt in Arbeit genommen, das von 20 Jahren der "Blauen Engel" handelt. Aber das reicht alles noch weiter zurück.
Ich muß erst ein wenig in meinen Chroniken kramen. Die Zusammenhänge gehen auf einen
Veranstaltungs-Ort zurück, wo vor rund zweieinhalb Jahrzehnten in Graz sehr viel
zusammengefunden hat.
Ein Kellerlokal. Das "Feinkunstwerk &
Tingeltangel". Dem nun einige Erinnerungen gewidmet sind: LINK. Das dieses Lokal ausgerechnet
in der Kernstockgasse lag, hat so seinen speziellen Charme. Der Priester und Dichter
Ottokar Kernstock war ein glühender Rassist, dessen schäbige Machwerke keinerlei Zweifel
an seiner Position zulassen. (Siehe dazu "Die Pflege der
Barbaren").
Ich hatte zum "steirischen herbst" des Vorjahres
ein kleines "Revisited" verfaßt, das auch von diesen Geschichten handelt. Denn
daß die Gasse immer noch so heißt, ist ja ganz in Ordnung, wenn diese Benennung
angemessen kommentiert wäre. Doch die Zuschreibung "romantisch- nationale
Lieder" [LINK]
ist geradezu obszön, wenn man bedenkt, daß Kernstock zu den Vordenkern gehört, denen
wir das geistige Rüstzeug für Auschwitz und Srebrenica verdanken.
Aber damit wollte ich mich eben gar nicht herumschlagen.
Wir 50er-Jahrgänge haben ja unseren eigenen "Kameradschaftsbund" und reden
inzwischen schon mal gerne "von früher". Also! "Feinkunstwerk &
Tingeltangel" am 19. Jänner 1983, zum Beispiel, das ist doch ein ganz manierliches
Programm gewesen:
Den Anko und den
Urdl gibts da draußen noch wo, den Grafl hab ich völlig aus den Augen verloren, ha!, so
gehn Reminiszenzen, für die einen um Stalingrad, für die anderen um sowas ... Ankowitsch
hat seinerzeit für den "Falter"
geschrieben.
Das war gestern einer meiner Gründe nach Graz zu fahren.
Für den "Falter" zu schreiben. Wofür ich mit dem Herrn Redakteur Wolkinger
einige Gedanken ausgetauscht hab, während er über eine enorme Schüssel chinesischer
Nudelsuppe gebeugt war. Mehr erzähle ich darüber im Moment nicht, denn wir arbeiten noch
an einer passablen Gründungslegende für das Kommende.
Eigentlicher Anlaß für meine Graz-Fahrt war aber ein
Plauderstündchen mit der Kulturanthropologin Judith
Laister, während dem sich die eingangs erwähnten Herren (Luef, Lukas und Pichler)
dort überraschend hinter meinem Rücken einfanden.
Wie man hier sehen kann, ist die Wissenschafterin, deren
Feldforschung unter anderem davon handelt, den beobachtenden Blick auf andere zu richten,
selbst gelegentlich geneigt, einem auf sie gerichteten Blick etwas entgegenzustellen.
Diese Szene ist natürlich für einige weiterführende Fragen gut ...
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