29. September 2006
Ich hab dieser Tage zu einem Fotografen
gesagt, als er mich zum Besuch eines Jazz-Konzerts anregen wollte, ich würde nicht gerne
wo hingehen. Weil ich eh dauernd wo hingeh. Und überdies andauernd mit Kunst zu tun habe.
Da sei es mir ganz angenehm, wenn ich auch mal ohne sowas ... naja, nun bin ich doch wo
hingegangen. Das Motto handelte von Kunst in einer Bank. Was der Weißburgunder an mir
bewirken kann, sieht man ja. Unschärfe.
Was man auch sieht: Stefan Kanja. Der Herr
links, von dem ich gerade einen sehr vergnüglichen Termin zugesteckt bekam. Dank seiner
Bemühung werde ich Anfang November den Magna Mila fahren können. Die kühne
Straßenversion eines klassischen Monoposto, wie er sonst eigentlich nur auf Rennstrecken
zu finden ist.
Cut
Diverse Plaudereien zeigen mir, diffuse Ängst
von eine "Islamisierung" Mitteleuropa sind nun gut verbreitet. Es ist
irritierend. Setzt man nach, hört man freilich: Aber es ist eine anerkannte
Religionsgemeinschaft. Ah ja! Und ich sage dazu gerne: "Außerdem hat das Volk
Österreichs sich per Verfassung Religionsfreiheit eingeräumt. Es würde uns also frei
stehen, alle zu Moslems zu werden."
Da gibt es dann meist ein irritiertes
"Aha!" Genau! WIR hätten die Freiheit. Nun, ähem, räusper, freilich auch die
Freiheit anzunehmen, irgendwelche "Horden" wollten uns "überrennen".
Dann frage ich gerne: "Kommt dir das nicht sehr bekannt vor?"
In meinen Kindertagen hieß das "Die
gelbe Gefahr". Wir liebten die Vorstellung, Chinas Massen könnten Europa überrennen
und ... tja, was eigentlich? Uns Messer und Gabel wegnehmen und dafür Essen mit Stäbchen
aufzwingen?
Wer damals nicht gerade an die Chinesen
dachte, raunte: "Da Ruß, da kummt!" Hochdeutsch formuliert: "Der Russe
kommt!" Isser? Genau zweimal. Einmal dank der Anstrengungen des Herrn Napoleon, das
zweite Mal dank Hitler. Ansonsten ist aber weder "der Chines" noch "der
Ruß" nach Europa gekommen. Na gut, sagen sich viele Menschen, kommt halt jetzt
"der Mohamedaner". Falsch! Kein gläubiger Moslem würde sich als
"Mohamedaner", als Anhänger des Mohammed ausgeben.
Aber die vaterländischen Schreihälse Strache
und Westenthaler haben ihre Saat in diesen Jahren aufgehen sehn. (Übrigens! Ich bin von
einem altgedienten FPÖ-Mann bei der gestrigen Vernissage so ostentativ geschnitten
worden, wir waren ja längst per Du, ich stand direkt vor ihm und er hat nicht
zurückgegrüßt, das hat schon was verzweifelt Rührendes ...)
Aber was anderes hat uns überrant. Es wäre
daran zu erinnern, daß wir es alle hätten kommen sehen können. In den 1980er-Jahren war
klar, da stellt sich eine "Neue Rechte" auf, die viel smarter ist als die
angesoffenen Hooligans und die die alten, vom Krieg verwirrten Nazi-Relikte. Spätestens
1990 konnte man feststellen: "Sie sind wieder da!" Die rassitischen
Rechtsausleger. Mit neuen Sprachregelungen, klug, gewandt, zielstrebig.
Von Berlusconis Italien über das
Haider-Österreich und LePens Frankreich bis rauf nach Schweden ist Europa in den
Rechtsruck gegangen. In den 90ern war es unübersehbar, jetzt ist es so deutlich da, daß
es weh tut (Quelle: "Der Standard"):
[Wir
Kinder des Kalten Krieges]
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