25. September 2006
Mächtiger Baumschnitt. Mitten in der Stadt.
Das besagt: Herbst. Da kann die Woche noch so sommerlich sein. Und im zentralen
Eso-Ramschladen boomt der "Orient" für ein Klientel, unter dem nicht zu knapp
jene zu finden wären, denen das vaterländische "Daham statt Islam" passabel
einleuchtet.
Das Muster zieht sich an so vielen Ecken
durch. Man genießt die Versatzstücke aus fremden Kulturen, die Menschen selbst, die
diesen Kulturen entstammen, werden zurückgewiesen, bei Bedarf auch diffamiert. Ich suche
immer noch nach Presseberichten darüber, daß sich Österreichs Innenministerin von
rassistisch aufgestellten Politikern im Lande explizit distanziert und eine Koalition mit
ihnen ausgeschlossen hat. Während andrerseits die Bildungsministerin Gehrer (ebenfalls
ÖVP) derlei Koalitionen schon explizit eingeschlossen hat.
Cut!
"When you're smilin' The whole world
smiles with you" (Louis Armstrong)
Am Donnerstag, dem 21. September 2006 fand in der Grazer Helmut-List-Halle die
Eröffnungsgala des steirischerbst 06 im Beisein zahlreicher VIPs statt.
Im ständigen Bestreben, mögliche Paralleluniversen aufzubauen, nutzte der Grazer
Kunstschaffende Jörg Vogeltanz gemeinsam mit den FotografInnen Helmut Kolaric und Birgit
Bauerfeind die Gelegenheit, um an diesem Tag (der von der UNO zum Weltfriedenstag erklärt
wurde) die Guerilla-Aktion SMILE CONTAMINATION 1 durchzuführen, in deren Rahmen die
anwesende politisch/kulturelle Prominenz durch Aufsetzen eines ausnahmsweise nicht
professionellen Lächelns zur Einigkeit sowohl mit einander als auch mit Vogeltanz (dem
Besitzer des Lächelns) gebracht werden sollte. [LINK]
Oben sieht man Jörg Vogeltanz mit dem steirischen
Landeshauptmann Franz Voves und mit Kurth Jungwirth, dem langjährigen Präsidenten des
"steirischen herbst".
Cut!
Was mag Menschen bewegen, sich auf das
Kunstfeld zu drängen? Ich weiß es nicht. Das Web ist groß und weit. Wer will, kann sich
da jederzeit die ersehnte Publizität verschaffen. Warum als vor anderer Leute Türe
herumlungern?
Ich bekomme immer wieder erlesene Post, in der
ein Kunstwerk mich ergreifen soll. Vorzugsweise Literatur, wovon mir dann ein Stück meist
kommentarlos zugesandt wird. Das zu mir sprechen, flüstern, schreien soll: spüre meine
Erlesenheit! Fall auf die Knie! Raff dich auf und lauf um Geld, mir nötige Sichtbarkeit
zu beschaffen! Tu was für mich, Krusche!
Die Schreibenden halten keinen Kommentar für
nötig, zu kommunizieren ist ihnen eine lästige Bürde, spricht doch ihr Werk ... Bände.
Es hat sich für ungebetene Post, die einem kommentarlos zugesandt wird, der Ausdruck
"Spam" eingebürgert.
So kam mir am Wochenende ein, räusper,
hüstel ... Gedicht ins Postfach:
>>irgendwann kam ein rabe / er fragte sie /
hast du käse / sie sagte / du ich weiß nicht / aber ich bin 26 / und der rabe sagte /
und ich bin der alte knochenmann / und raube dir den verstand<< [der text]
... auf das ich den Autor knapp gefragt hab: "muß ich
mir sorgen machen?" Worauf mir der gute Mann geantwortet hat:
>>yepp müssen Sie, und zwar um ihre seltsame
Vorstellung von Kultur, aber wahrscheinlich haben sie gar keine...<<
Ich hab nun also a) keine Vorstellung von oder b) keine
Kultur? Na, macht nichts! Erinnert mich daran, daß ich meine kleine "Enzyklopädie
der Beschimpfungen" [Punch]
nicht vernachlässigen sollte ...
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