15. September 2006

Der Antisemitismus hat keine so lautstarken Proponenten. (Was bei unserer Vorgeschihte wenig überrascht.) Aber er ist da und nimmt in Österreich zu. Das geschieht bloß eben stiller als das Anschwellen der antislawischen und antimuslimischen Ressentiments.

Der Wahlkampf verstärkt etwas, das sich freilich schon längst ungeschminkt zeigt. Am aller infamsten in den brutalen Ausritten des Kärntner Landeshauptmannes, in denen er autochthone Slowenen Österreichs provoziert und herabwürdigt. (Quelle: "Der Standard")

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Daß ein exponierter Repräsentant der Republik so handelt, ist völlig unerträglich. Nicht nur, weil es dem einen und anderer Grundkonsens dieser Republik spottet. Es ermutigt Haßprediger und ihr Umfeld. Es wird als Legitimation gewertet.

So wendet sich dieses wohlhabende Land zu jenen historischen Vorfällen zurück, als ein krisengeschütteltes Habsburger Österreich vor hundert Jahren genau auf diese Karten gesetzt hat: rassistische und nationalistische Muskelspiele. Das führte über die Katastrophe des Erstens Weltkrieges direkt nach Auschwitz.

Ich vermute, ein penibler Vergleich der präsenten Klischees, Behauptungen und Herabwürdigungen würden atemberaubende Parallelen zeigen: Österreich 1906 / 2006.

Wie es funktioniert? Ressentiments müssen propagiert, verbreitet und legitimiert werden. Joachim Hainzl von "CLIO - Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit" hat das in Graz mit einer ganz schlichten Anordnung ausgelotet.

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Keine religiös orientierte Muslima würde zum Hijab solche Freizeitkleidung tragen. Dennoch haben die Kopftücher, wie man sie hier sieht, Signalwirkung entfaltet, haben entsprechend abwehrende Reaktionen ausgelöst. Hainzl:

>>spannend war zum einen, dass ein kopftuch gereicht hat, dass eine jugendliche in den geschäften der herrengasse kaum bzw. anders bedient wurde, im gegensatz zu einer zweiten jugendlichen, die zeitgleich ohne kopftuch im geschäft war. das war schon verdammt frustrierend, dass ein kleidungsstück zur ungleichbehandlung ausreicht.<<

[Balkan-Reflex]

Joachim Hainzl hat bei unserer "Reise nach Linz" seinen "Unerwarteten Besuch" in der "Galerie Maerz" genutzt, um einen Teil der Stadt Graz aus Müll und Fundstücken nachzubauen.

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Mein eigenes Set hat die laufende Geschichte weitergetragen. Von einem "Triptychon" ausgehend, in dem das Motiv "Cover Your Eyes" begründet ist. Über die Posen und Maskierungen ...

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... wie sie dann etwa Karri Kuoppala in Istanbul umgesetzt hat, wo wir daran gingen, ganz unterschiedliche Motive des Bedeckens und Freigens zu erproben.

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