27. August 2006

log783b.jpg (19939 Byte)

Hace Strache und die "Rauptiere", die ihn bedrohen ... War das nicht Karl Kraus, der gemeint hat, man würde Deutschnationale daran erkennen, daß sie kein Deutsch können? (Für einen simplen Tippfehler ist das P auf der Tastatur zu weit vom B entfernt.) Die vaterländischen Kreise sind im Wahlkampf voller Energie unterwegs. Es nützt durchaus, die Ansichten von Peter Westenthaler und  Hace Strache zu kennen.

In ihren Diskursbeiträgen findet man zum Ende des 19. Jahrhundert zurück. Da der Nationalismus in unserem Lebensraum schon einmal auf mächtige Veränderungsschübe so zu reagieren versucht hat. Um später einen kleinen Umweg über Auschwitz zu gehen. Und sich Ende des 20. Jahrhunderts in Srebrenica seiner Grundlagen zu versichern.

Jedes Massaker beginnt mit einem Krieg der Worte. Der, so unsere Erfahrungen, sich gerne schon in Friedenszeiten entfaltet. Leider haben sich auch ÖVP und SPÖ mehrmals hinreißen lassen, in populistische Manieren einzuschwenken. Auch die Grünen sind dagegen nicht verläßlich resistent. Hans Peter Martin ist, wie mir scheint, in Goldgräberstimmung. Und von den Kommunisten fehlt mir noch eine klare Vorstellung, wo sie heute angekommen sind.

All das ist ja vielleicht auch eine gute Nachricht. Das wird eine sehr spannende Wahl. Und eine hart polarisierte Parteienvielfalt sollte ja kein Schaden für eine Demokratie sein ...

Cut!

Kurios! Nun werden Günther Grass und Peter Handke in öffentlichen Debatten zusammengefaßt. An der "Akademie der Künste" in Berlin wurde eben recht kontrovers diskutiert. Ich fand die Position der Schriftstellerin Juli Zeh ganz bemerkenswert.

Denn sie stellt sich auf die Seite der Literatur, die von prinzipiell anderen Positionen handelt als jene des Journalismus. (Quelle: "Der Standard")

Ich staune immer noch, daß das Prinzipielle dieser anderen Position so starken Verdacht erregt. Und ich vermute, dieses Verdächtige wurzelt ganz erheblich in den grundsätzlichen Problemen, sich den grauenhaften Seiten unserer Art zuzuwenden. [Zu Peter Handke]

log783b.jpg (23519 Byte)

Das zeigt sich momentan auch am Beispiel Günther Grass. An dem mich überhaupt nicht interessiert, ob denn das nun als verkaufsfördernd kalkuliert sei, daß er seine einstige Zugehörigkeit zur Waffen-SS eben jetzt gestanden hat.

Denn gerade im Literaturgeschäft wird bei Geldfragen hierzulande eine Prüderie gespielt, daß einem schlecht werden könnte. Einige Tausender mehr in der Kasse, was soll schon sein? Soll er die Kohle fressen? Nein, dieser Aspekt lenkt nur ab. Von dem, was ich unlängst schon erwähnt habe.

Bekomme ich aus erster Hand, von jemandem mit hohem Reflexionsvermögen und Sprachniveau, dargelegt, was es damit auf sich hat, wenn einer als junger Kerl zur Waffen-SS ging? Ich hab gerade in meinen ewig wuchernden Zeitungsstapeln in der Küche einen Ausschnitt aus dem umstrittenen Grass-Text entdeckt, der mich in dieser Anschauung bestärkt. Von wem soll ich solche Mitteilung bekommen, wenn nicht von einem, der dort war? (Quelle: "Der Standard")

log783c.jpg (35996 Byte)

Die Erörterung um Grassens Rang als "moralische Instanz" finde ich lächerlich. Was genau soll denn das sein, eine "moralische Instanz"? Diese Art der "Pragmatisierung" von Menschen, womöglich als Erhebung zu einem "Professor des Guten", ist Unfug und riecht mir zu sehr nach Delegationsmethode. Muß man heute auch den Linken schon den Nazarener in Erinnerung rufen? Lustig! Jedenfalls erfahre ich von jenen, die sich Verfehlungen eingestehen müssen, und das so offen tun, weit mehr über die Bedingungen des Grauens als   von den Empörten.

[kontakt] [reset]

34•06