27. August 2006
Hace Strache und die "Rauptiere", die ihn
bedrohen ... War das nicht Karl Kraus, der gemeint hat, man würde Deutschnationale daran
erkennen, daß sie kein Deutsch können? (Für einen simplen Tippfehler ist das P auf der
Tastatur zu weit vom B entfernt.) Die vaterländischen Kreise sind im Wahlkampf voller
Energie unterwegs. Es nützt durchaus, die Ansichten von Peter Westenthaler und Hace Strache zu kennen.
In ihren Diskursbeiträgen findet man zum Ende des 19.
Jahrhundert zurück. Da der Nationalismus in unserem Lebensraum schon einmal auf mächtige
Veränderungsschübe so zu reagieren versucht hat. Um später einen kleinen Umweg über
Auschwitz zu gehen. Und sich Ende des 20. Jahrhunderts in Srebrenica seiner Grundlagen zu
versichern.
Jedes Massaker beginnt mit einem Krieg der Worte. Der, so
unsere Erfahrungen, sich gerne schon in Friedenszeiten entfaltet. Leider haben sich auch
ÖVP und SPÖ mehrmals hinreißen lassen, in populistische Manieren einzuschwenken. Auch
die Grünen sind dagegen nicht verläßlich resistent. Hans Peter Martin ist, wie mir
scheint, in Goldgräberstimmung. Und von den Kommunisten fehlt mir noch eine klare
Vorstellung, wo sie heute angekommen sind.
All das ist ja vielleicht auch eine gute Nachricht. Das
wird eine sehr spannende Wahl. Und eine hart polarisierte Parteienvielfalt sollte ja kein
Schaden für eine Demokratie sein ...
Cut! Kurios! Nun werden Günther Grass und Peter Handke in öffentlichen
Debatten zusammengefaßt. An der "Akademie
der Künste" in Berlin wurde eben recht kontrovers diskutiert. Ich fand die
Position der Schriftstellerin Juli Zeh ganz bemerkenswert.
Denn sie stellt sich auf die Seite der Literatur, die von
prinzipiell anderen Positionen handelt als jene des Journalismus. (Quelle: "Der Standard")
Ich staune immer noch, daß das Prinzipielle dieser anderen
Position so starken Verdacht erregt. Und ich vermute, dieses Verdächtige wurzelt ganz
erheblich in den grundsätzlichen Problemen, sich den grauenhaften Seiten unserer Art
zuzuwenden. [Zu Peter Handke] |
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Das zeigt sich momentan auch am Beispiel Günther
Grass. An dem mich überhaupt nicht interessiert, ob denn das nun als verkaufsfördernd
kalkuliert sei, daß er seine einstige Zugehörigkeit zur Waffen-SS eben jetzt gestanden
hat.
Denn gerade im Literaturgeschäft wird bei Geldfragen
hierzulande eine Prüderie gespielt, daß einem schlecht werden könnte. Einige Tausender
mehr in der Kasse, was soll schon sein? Soll er die Kohle fressen? Nein, dieser Aspekt
lenkt nur ab. Von dem, was ich unlängst schon
erwähnt habe.
Bekomme ich aus erster Hand, von jemandem mit hohem
Reflexionsvermögen und Sprachniveau, dargelegt, was es damit auf sich hat, wenn einer als
junger Kerl zur Waffen-SS ging? Ich hab gerade in meinen ewig wuchernden Zeitungsstapeln
in der Küche einen Ausschnitt aus dem umstrittenen Grass-Text entdeckt, der mich in
dieser Anschauung bestärkt. Von wem soll ich solche Mitteilung bekommen, wenn nicht von
einem, der dort war? (Quelle: "Der
Standard")
Die Erörterung um Grassens Rang als
"moralische Instanz" finde ich lächerlich. Was genau soll denn das sein, eine
"moralische Instanz"? Diese Art der "Pragmatisierung" von Menschen,
womöglich als Erhebung zu einem "Professor des Guten", ist Unfug und riecht mir
zu sehr nach Delegationsmethode. Muß man heute auch den Linken schon den Nazarener in
Erinnerung rufen? Lustig! Jedenfalls erfahre ich von jenen, die sich Verfehlungen
eingestehen müssen, und das so offen tun, weit mehr über die Bedingungen des Grauens als
von den Empörten.
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