21. August 2006
Ich habe letzten Samstag an der Grenze zu Slowenien auf
einen Bus aus Zagreb gewartet. Was wegen des Reiseverkehrs über drei Stunden hinging. Zu
der Zeit als die Sonne sank. Was mir ein kleines Erlebnis einbrachte, von dem ich hier
nichts zeigen kann. Weil es mir unpassend erschienen wäre, die Szene zu fotografieren.
Am Rande des Feldes, das man hier sieht, parken Leute, die
eine weite Strecke hinter sich und eine ebenso weite vor sich haben. Pause, Essen, den
Kindern Auslauf gewähren, Motoröl nachfüllen, Wasser tanken ... Da hielten neben mir
zwei Kleinbusse. Die Frauen, erkennbar Muslimas, rückten am Gepäck einiges zurecht,
packten ein Plastikplane aus, breiteten sie zwischen den Autos auf. Die Söhne hielten
sich abseits.
Dann fanden sich die zwei Männer zum Gebet ein, das sie
erst stehend und dann auf den Knien vollzogen. Mitten in diesem Trubel der ankommenden und
abfahrenden Reisenden. Bei all den Ressentiments, die man gegenüber sehr religiösen
Menschen aufbringen kann (das ist zur Zeit ja wieder sehr im öffentlichen Diskurs
präsent), fand ich das ebenso kühn wie berührend. Sich in einer klaren Orientierung auf
diese Art zu exponieren. Eine beeindruckende Haltung und Geste.
Das Schicksal ist oft lustig oder gar betrunken. Möchte
man meinen. Denn dieses Ereignis vollzog sich nur wenige Stunden, nachdem ich in Gleisdorf
ein Interview mit Hace Strache, dem
Obmann der FPÖ, geführt habe. Ein Mann von erheblicher Energie, der mit seinen
Gefolgsleuten genau DAS überaus heftig angreift und aus dem Land weisen möchte: Muslime.
Ein Mann, davon konnte ich mich nun im direkten Gespräch
überzeugen, der sich ein "privates Österreich" zurecht denkt, das sich
keineswegs mit der bestehenden Republik deckt. Sowohl in Gegenwart und Zukunft wie auch in
etlichen Bereichen der Landesgeschichte, welche im historischen Diskurs als
"gesichert" gelten, außer Streit stehen.
Was außer Diskussion steht, aber nicht in die Konstruktion
der FPÖ paßt, wird schlicht ausgeblendet. Das besagt nicht nur Kolportage,
Berichterstattung, das kann man auch im persönlichen Augenschein feststellen.
Am überraschendsten fand ich Straches Feststellung:
"Wir sind ja eine linke und revolutionäre Bewegung." Auf Nachfragen fand ich
heraus: links von Kaiser Franz Joseph, der Revolution von 1848 verbunden. Die damals ein
überaus schnelles Ende gefunden hatte. Was salopp über die Tatsache hinweghüpft, daß
die reale FPÖ im "Verband der Unabhängigen" wurzelt. Einer politischen
Gruppierung von Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Nazi dingfest gemacht worden
waren.
[kontakt] [reset] |