15. August 2006

log775a.jpg (11504 Byte)

Eine Verwechslung vermutlich der Kärtchen hatte mir im Videoladen versehentlich Ridley Scott's "Kingdom Of Heaven" eingebracht. Was mir dann schon gefiel, weil das großes, üppiges und sehr emotionales Sandalen-Kino ist. Nicht ganz so flach wie "Alexander", worin der geschmeidige Brad Pitt, naja, vor allem ... Brad Pitt darstellt.

Hier dagegen gibt es schön herausgearbeitete Kontraste, edle Gute und fiese Böse und gebührliche Zwischentöne. Sollte man natürlich auf großer Leinwand sehn, statt auf dem Computer-Monitor. Zusätzlich unterhaltsame Gelegenheit zu betrachten, wie die Kreuzzugs-Thematik heute im Mainstream gespielt wird. Gar nicht so sehr einseitig. Dank der edlen Guten in der Geschichte kommen die Christen ja passabel weg. (No na!)

Mir war aufgefallen, daß der muslimische Gegenspieler des Helden (Ghassan Massoud versus Orlando Bloom als Balian ) im Film "Salahadin" an- und ausgesprochen wird. Ich dachte, das hieße doch "Saladin". Wie man es auch in der Filmdatenbank notiert findet. (Und auf der Filmwebsite.) Nun hab ich in Heinz Halms Buch über die Araber entdeckt, daß es mit "Salahadin" schon seine Richtigkeit hat.

Der historische Gegner von König Luis Guy de Lusignan, siegreich in der Schlacht vom 4. Juli 1187, war der Kurde Yusuf ibn Ayyub, welcher den Beinamen "Salah ad-din" trug; was "Richtigkeit der Religion" bedeutet. (Also etwa die arabische Entsprechung des europäischen "Orthodoxie".)

Cut!

Plauderstündchen ab Kebab-Stand. Mehmed meinte: "Wenn sie sagen, daß wir Muslime alle Brüder sind, warum gehen sie dann dauernd auf uns Kurden los?"

Es ist offensichtlich, daß verschiedene Richtungen der Muslime auch ganz ohne Christen oder andere Gegner genug Anlässe fänden, einander umzubringen. Was dem Koran ja erheblich widerspricht. Sie tun das nicht erst neuerdings. Wie auf jedem Feld menschlicher Machtinteressen, geht das seit dem Tod des Propheten so. Wobei wesentlich die sunnitische und die schiitische Seite einander Blut vergießen.

log775b.jpg (28561 Byte)

Übrigens! Das fand ich bemerkenswert. Ein ganzseitiges Interview mit Waris Dirie in der kurdischen Zeitung "Yeni Özgür Politika". Die gestern freilich vor allem dem 15. August gewidmet war. An dem im Jahr 1984, so wurde mir erklärt, "die erste Kugel flog". Es war der Tag der ersten militärischen Aktion den PKK.

Cut!

Der stammelnde Prediger hat wider einmal zugeschlagen. Geht es noch dümmer? Kaum! Oder wäre das die gute Nachricht? Daß nämlich der Duce zwar als Unmensch keinen langem Atem bewiesen hat, daß dann aber der Faschismus deutsch-österreichsicher Prägung das Zeug zum Welthit hatte? Schmarrn!

log775c.jpg (19945 Byte)

Es gibt gute Gründe, eine mühsam erarbeitete Klarheit darüber, was denn Faschismus sei, nicht ständig dadurch aufzubrechen, daß man den Begriff recht beliebig anderen Verhältnissen zuschreibt. Das verzerrt die Ansicht des historischen Faschismus genauso, wie hier den Blick auf die Dschihadis. Deren grundlegende Differenz schon darin ligt, daß die Nazi sich die Welt unter den Nagel reißen wollten, während die Dschihadis eine Weltuntergangs-Sekte sind.

Bush gefällt sich wohl in der Annahme, diese Situation sei den Problemstellungen während des Zweiten Weltkrieges vergleichbar. Wo dem Eingreifen Amerikas ja eine sehr bedeutende Rolle zukam, um die Nazi-Horden zu besiegen. Es ist aber keine ähnliche Situation. Wie auch die Idee eines "Kriegs gegen den Terror" aufgegeben werden muß. Das hat die libanesische Hisbollah eben neu belegt. Die Konfrontation zwischen regulären Armeen und Freischaren mitten unter Zivilipersonen hat ja wohl als Lösungsangebot keine Zukunft.

[kontakt] [reset]

33•06