31. Juli 2006
Kuriosität im Stadtzentrum, eine Barriere aus
Leichtmetall, vermutlich um betrunkene Pisser am Kirtag davon abzuhalten, den
Geschäftseingang mit feiertäglichen Geschäften zu belegen.
Hat ja dennoch seinen Reiz, wenn der Hauptplatz zum
Wohnzimmer werden kann. Ich mag allerdings den Trubel nicht annähernd so gerne wie den
Sonntag darauf, wo der Nachhall des Festes als Stückwerk auf dem Boden verstreut ist.
Cut!
Das "Nil" in Graz hat das Zeug zu einem kleinen,
feinen Medienkompetenz-Zentrum. Und genau das soll nun daraus werden. Wofür ich nun bei
"Baodo" an Bord gegangen bin.
Cut!
>>Israel hat sich nach US-Angaben bereit erklärt,
seine Luftangriffe auf den Süden des Libanon für 48 Stunden auszusetzen. Bis zum Ende
der Feuerpause soll eine Untersuchung über den verheerenden Luftangriff auf das
südlibanesische Dorf Kana abgeschlossen werden, bei dem am Sonntag mindestens 57 Menschen
getötet wurden. Der Weltsicherheitsrat zeigte sich schockiert.<< [Quelle]
Ich versuche mir das vorzustellen. Wie aus aller denkbaren
Distanz das Schockiertsein so geht. Während die Leben Unschuldiger ausgelöscht werden.
Wie werden aus genannten Zahlen diese unwiederbringlichen Leben wahrnehmbar? Wie macht man
aus solchen Nachrichten etwas aneres als Informations-Karaoke?
Als ich in Vukovar gewesen bin, das vom jugoslawischen
Sezessionskrieg noch immer schwer gezeichnet ist, habe ich versucht, mir das auszumalen.
Wie man hinter einer Mauer hockt, ahnend, daß sie nicht standhalten kann, falls der
Artilleriebeschuß und die Luftangriffe jenen Flecken erreichen. Genau das war mit Vukovar
geschehen. Es scheint ein Standard-Mittel von Armeen zu werden.
Ein vormals serbischer Panzerkommandant, der dort im
Einsatz gewesen ist, hat mir erzählt, wie sich das angefühlt hatte. Da er hinter einer
Mauer gehockt war, neben mehreren Toten, während draußen Ustasche sich umsahen. Ist das
denn nicht klar, daß kein Leben verlöschen will? Daß die Angst einen für den Rest
seiner Zeit irreversibel beschädigen kann, falls man überlebt?
Als der österreichische UNO-Beobachter dieser Tage unter
"friendly fire" vermutlich ums Leben gekommen ist, dachte ich einen Moment:
Vielleicht die gute Nachricht. Es macht das Sterben unschuldiger Menschen etwas weniger
anonym. Falls man wenigstens diesen Bezug findet: Der ist ja von hier. Wie aber kann das
deutlich gemacht werden, OHNE daß jemand sterben muß?
Ich hab kein Problem zu begreifen, vor welchen Problemen
Israel steht. Freischaren, ich hab es schon erwähnt, sind für jede reguläre Armee der
Albtraum schlechthin. Und daß sie sich in Konfrontationen hinter Zivilbevölkerung
verschanzen ... Überraschung, Überraschung!
Ich kann mit der momentan herrschenden Empörung nichts
anfangen. Weil mir andere Töne dabei fehlen. Daß nämlich relevanten Debatten angingen,
welche Konsequenzen dadurch entstünden, daß "Krieg" immer häufiger diese Form
der Auseinadersetzung erhält. Freischärler fordern hochgerüstete Armeen heraus, welche
folglich den Bodenseinsatz meiden und statt dessen die Erde verbrennen. Mit allem, was
darauf an Non-Kombattanten zugange ist, um das möglichst unaufgeregt auszudrücken.
Wie sang Bruce Springsteen unlängst? "What if what
you do to survive / Kills the things you love" ["Devils &
Dust"]
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