26. April 2006
Die hingestreckte, die offene Hand. Das ist eine so
wohlvertraute Geste. Ausdruck. Jemandem die Hand zu reichen wird so gedeutet: Meine Hand
ist leer, ist ohne Waffe.
Man merkt durch meine jüngsten Einträge, ich sehe das
inzwischen als einladenden Ausgangspunkt für weiterführende Darreichungen. Was man hier
oben sieht, ist aus und im Büro des Bürgermeisters von Gleisdorf, Christoph Stark. Zugleich ein
Hinweis darauf, daß es mit dem Projekt "Next Code" ein
gutes Stück vorangekommen ist. Was bedeutet, es wachsen im Rathaus die Absichten,
zeitgenössischer Kunst Raum zu geben und Engagement zu widmen.
Womit ich nicht ausdrücken will, die Kunst sei hier kaum
zu finden. Mit sporadischen Darbietungen darf man jederzeit rechnen. Und! Künstlerisches
Tun ist während der letzten 20 bis 25 Jahre auffallend populär geworden, um vielen
Menschen den Alltag zu erweitern. Ich will dabei den Begriff "Hobbykunst"
meiden, weil das Wort negative Konnotationen hat. Die jemand nicht verdient, der oder die
seine Freizeit künstlerischer Praxis widmet.
Aber bei aller Vielfalt auf dem Kunstfeld ist es doch so,
daß man eine Art von Professionalität feststellen kann, in der andere Motive,
Prioritäten, Modi und Zielsetzungen herrschen. Als sie jemand in Kauf nehmen möchte, um
seinem Alltag einen Gewinn an Bedeutung zu verschaffen.
Wo diese Seiten in Berührung kommen, habe ich oft
wechselseitige Merkwürdigkeiten festgestellt. Weder Geringschätzung der einen Seite,
noch romantische Überhöhung der anderen Seite nützen. Sie sind auch nicht vertretbar.
Auf eine "nüchterne" Kategorie
heruntergebrochen, wenn man ahnt: der Unterschied macht den Unterschied, liegt
darstellbarer Unterschied in: Professionalität. Dabei neige ich zur Ansicht:
Professionalität kommt von Arbeitszeit. Da muß man also keine Geheimnisse an den Haaren
herbeizerren.
Als Beispiel, wenn unter zwei begabten Geigern einer an
zwei Tagen der Woche spielt, der andere jeden Tag fünf Stunden, ist mindestens DAS
sonnenklar: diese zwei Geiger bewohnen und beleben zwei unterschiedliche Kontinente, auf
denen nicht die gleichen Bedingungen herrschen. Als Künstler fällt mir immer wieder die
Frage zu: welche Art Reisender bin ich?
Medienanwendung führt immer wieder zu verblüffenden
Momenten. Mein Sohn hat einen Laptop zur Verfügung, der wesentlich leistungsfähiger ist
als jede meiner Maschinen. Was lief eben darauf?
Die grob-pixelige, schaurig aussehende Emulation eines
alten Spiels von einem vergleichsweise billigen "Gameboy". Das ist also ein ganz
wesentlicher Aspekt, wie sich Leistung eines Werkzeuges und Anforderung des bevorzugten
Tuns zueinander verhalten.
Was übrigens der Philosoph Günther Anders in seiner
Medienkritik anläßlich des sich durchsetzenden TV ungefähr in den 1950er-Jahren betont
hat. Daß wir uns größere Systeme schaffen als wir zu verstehen in der Lage seien. Und
das schöpft sich (unter anderem) aus eben dieser Diskrepanz zwischen konkreter
Anforderung der interessanten / möglichen Leistungsfähigkeit des Werkzeuges.
Das Synonym für dieses Phänomen lautet:
"Microsoft". Aber den Effekt gab es natürlich schon längst bevor es Computer
gab. Der legendäre Ford Model T in seinen Versionen von Mitte der 1920er-Jahre war
vermutlich eines der letzten Beispiele dafür, daß ein Automobil bloß seinen primären
Funktionen gewidmet ist.
Die Erweiterung um nicht materiellen Nutzen, um nicht
physikalische Effekte scheint in unserer Maschinenwelt Standard zu sein. Was sonst könnte
erwachsene Burschen wie mich in folgende "Sach-Lyrik" verstricken?
A: Early fifties Ford (50% sure)
B: 1950 Ford
C: yes, 1950 Ford
Diese Textpassage ist einem Auto gewidmet, das den
Spitznamen "Schuhschachtel" trägt und in der Nabokov-Verfilmung
"Lolita" vorkommt. Das war noch eine leichte Übung. Wir debattieren freilich
auch viel kniffligere Fahrzeugbilder. In der "Internet-Datenbank für
Film-Autos": IMCDB.
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