17. April 2006

Ostern handelt von Tod und Auferstehung Christi. Der zentrale Mythos des Abendlandes. Und von dichten Polizeikontrollen im Straßenverkehr. Denn. Das sind die Tage mit dem "Osterreiseverkehr". Dem schon in wenigen Stunden eine erste "Bilanz" folgen wird. Die handelt von Toten und Verletzten. Alles sehr stimmig, könnte man sagen.

Als Automobil-Paparazzo bekomme ich in solchen Tagen allerhand zu sehen, aber kaum die Chance etwas zu erwischen. Denn für meine Foto-Jagd bevorzuge ich stehendes Gerät. Unter dem fahrenden Gerät hätte ich diesmal einen großen Fang getan. Lamborghini Murcielago. Auf unseren Straßen äußerst rar. Leider auf der Gegenspur der Autobahn. Keine Chance für mich ...

log685a.jpg (25017 Byte)

Dafür mitten in Graz dieses kuriose Stück. Ich tippe auf die Zeit der napoleonischen Kriege. Die Lafette, wenn nun auch noch eine Protze dran wäre, ist ja gewissermaßen die Urgroßmutter der SUVS. Denn flotte und geländegängige Fahrzeuge, resche Offroader haben ihren historischen Beginn, so meine ich, in der Feldartillerie. Es heißt, Napoleons Wucht als Feldherr basierte ganz wesentlich auf der Geschwindigkeit seiner Feldzüge. Die war auf die Reiterei gestützt. Hohe Mobilität ...

Also. Ostern. Und diese Kanone in der Grazer Herrengasse. Na klar! Was sonst sollte man für die größte historische Waffenkammer Europas ins Schaufenster stellen?

Cut!

Es scheint so zu sein, daß sich unlängst Organe der österreichischen Polizei wie SA-Schläger benommen haben. Es weist viel darauf hin, daß jene, denen vom Staat das Gewaltmonopol in die Hände gelegt wurde, zu den schlimmsten Feinden eines Wehrlosen geworden sind. Szenen eines Albtraums, an Grausamkeit kaum zu übertreffen. Realität in einer verlassenen Lagerhalle?

Was ist an unserer Demokratie, daß solche Vorfälle sehr schnell zu Abwehrreflexen in der Bevölkerung führen, wenn ein kritischer, vor allem ÖFFENTLICHER Diskurs der Angelegenheit das Mindeste sein müßte, was in Volk von seiner Polizei zu verlangen hat?

Wie das so geht ... ein Beispiel:

Ende Juli des vergangenen Jahres hatte es auf der Website des Gleisdorfer Bürgermeisters Christoph Stark eine kleine und heftige Debatte gegeben, weil Terrorakte etliche Menschen zur Auffassung bewogen, die Polizei müsse erheblich aufgerüstet werden. Stark hatte geschrieben:

"Terror in London, Terror in Scharm el Scheich, wieder und wieder Terror in Bagdad, hunderte Tote und Verletzte, Zivilisten, Urlauber, Kinder. Wahnsinn. ..."

Die üblichen anonym gehaltenen Akteure waren schnell mit Vorschlägen zur Hand, wie man das Land sicherer gestalten könne. Einer meiner Einwände gegen ein vorschnelles Aufrüsten der Polizei lautete:

"das problem dabei: ihre PRÄMISSE stimmt nicht. nämlich: daß auf der anderen seite der kameras garantiert *DIE GUTEN* sitzen. und weil sie dieses problem ignorieren, sind sie - wie ich sehe - den bürgerrechten gegenüber geringschätzig."

In einer überschaubaren, weil eher kleinen Stadt erleben Opponenten aneinander kaum Überraschungen:

[26.07.2005 00:18] Voraussagung / Man hätte es voraussagen können: M.K. ist erwacht und macht sich stark für die, die nicht stark gemacht werden müssen! D A S finde ich bedenklich, Herr Krusche. ..."

Damals war der Fall Wague schon allgemein bekannt, zu dem unlängst der Brigadier Josef Paul Puntigam die heimische Justiz herabgewürdigt hat [LINK]. In der erwähnten Debatte war es nicht möglich, die Vorstellung zu erörtern, daß Menschen in Uniform gelegentlich überfordert sein können, die ihnen anvertrauten Gewaltmittel angemessen zu verwalten.

Es ist sehr kurios, daß die Debatte genau DIESES Problems immer wieder so schnell zu massiven Abwehrreaktionen führt, die damit beginnen, daß der Andersdenkende desavouiert wird:

[26.07.2005 11:03] Der Hr. Krusche, den man kennt ... ... stellt weiterhin großtuerisch alles in Frage was andere tun und schreiben, ist aber nicht in der Lage, einfache Fragen zu beantworten. ...
[26.07.2005 16:17] - Wie stellen SIE fest, ob beispielsweise ich oder andere Leute, die sie nicht kennen, GUT oder NICHT GUT sind ? ...

Hält man an seinen Argumenten fest, würde man face to face vielleicht angebrüllt werden. Kommt ja nicht selten vor, daß jemand Dissens so quittiert, falls er seine Position nicht weiter zu begründen weiß. Via Web geht das Anbrüllen nicht. Auf Textebene folgt dann mitunter ein Mittelchen, das uns die Nazi-Barbaren gelehrt haben. Opponenten werden als pathologische Fälle eingestuft, ihre Ansichten werden als Ausdruck von krankhaften Zuständen gedeutet.

In einer Demokratie ist das für mich noch kein so großes Malheur. In einer Diktatur könnte einen das töten. Was? Zum Beispiel das:

[26.07.2005 18:39] Sorgen um Hr. Krusche! Krusches Fieber! Ich muss schon sagen, Hr. Krusche, schön langsam finde ich Ihren Geisteszustand als bedenklich. Ich mache mir Sorgen. Bitte überlegen Sie sich eine Behandlung bei einem Psychotherapeuten und legen sich dort in aller Ruhe einmal auf die Couch und hören dem zu was er zu sagen hat. Er wird dann Ihnen lange und aufrichtig zuhören. Diese emotionale Aufgewühltheit tut Ihnen und Ihrer Gesundheit auf Dauer nicht gut. ...

[Wir Kinder des Kalten Krieges]

[kontakt] [reset]

16•06