27. März 2006

Fräulein Nina, gelegentlich mit Leidenschaft ihren Verstrickungen zugewandt, scheint mit den Regelsystemen der Erwachsenenwelt sehr viel besser vertraut, als man das von Kindern oft annehmen möchte.

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Diese Regelsysteme sind ja zu einem starken Anteil Kommunikationssysteme. In denen geregelt ist, wer wann was sagen darf. Wir pflegen vorzugsweise ein hierarchisches Ranking, in dem auch der Rang an Glaubwürdigkeit geordnet ist. Aber Kinder haben schöne Tendenzen, solche Konventionen zu unterlaufen. Was sich etwa so zeigt ... O-Ton Nina:

...
(Pause.)
"Ja! Ja!"
(Pause.)
"Kann ich einen Satz zu Ende sprechen?"
(Pause.)
"Jetzt weiß ich ihn nicht mehr."

Cut!

Wenn es "Der Vogeltanz" heißt, denke ich natürlich an "meinen Dämon Vogeltanz". Den man hier bei der "Diagonale" (rechts) neben Komponist Christian Gschier sieht. Welcher gerade mit seinen geheimen Flugübungen befaßt war. Eine irritierende Leidenschaft, die mich so verblüffte, daß mir das Foto unscharf wurde.

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Gschier schafft es so, sich mit nur sparsamen Gesten einen halben Meter über den Boden zu erheben, was ein überaus staunenswerter Effekt ist. Aber! "Der Vogeltanz" hat auch noch eine andere Zuschreibung. Der Komponist und Dirigent Yuki Morimoto offeriert folgendes:

»Der Vogeltanz« is dedicated to the victims of all wars and a tribute to nature´s great powers of rejuvenation, symbolically represented by the dance of the birds. The piece was composed during the Bosnian war and was premiered on 6 August 1995 (The 50th Memorial Day of Hiroshima). [Quelle]

Cut!

Peter Handke hat, prüft man seine Texte, vor allem das ausdauernd getan: Den Journalismus da kritisiert, wo der Autor unredliche Arbeit festzustellen meinte. Vielfach verdeckte und unredliche Intentionen unterstellt, wo westliche Nationen auf dem Balkan interveniert haben. Eine einseitige Vorverurteilungen des gesamten serbischen Volkes angefochten. Die einseitige Überbetonung der Rolle Serbiens in der Frage nach der Schuld am jugoslawischen Sezessionskrieg kritisiert. Die Seriosität des Haager Tribunals und einige seiner Rechtsgrundlagen angezweifelt.

Daß dabei seine einschlägigen Bücher erwähnt, aber nicht zitiert werden, läßt die Vermutung zu, daß gar nicht wenige Journalismusprofis ganz einfach von einander abschreiben, statt zu recherchieren und die Quellen zu prüfen.

Die oben erwähnten Kritikpunkte, zu denen Handke sich immer wieder exponiert hat, werden ja auch von anderen Kommentatoren bearbeitet. Wobei man feststellen kann, daß Handke mit etlichen Aspekten seiner Kritik keineswegs alleine dasteht. (Siehe dazu unter anderem einige interessante Publikationen des österreichischen "Bundesministeriums für Landesverteidigung" LINK!)

Handkes überaus wütende Kritik vor allem an der Rolle des Pressewesens in solchen Konflikten ist ebenso heftig wie verallgemeinernd vorgebracht. (Wie rechts, im aktuellen "news".)

Allerdings läßt sich dieser Vorwurf ja an etlichen Blättern leicht nachweisen. Einpeitscher und Profiteure des Hasses zu sein. Pfleger und Nutznießer des Rassismus zu sein. Parteilich und unscharf zu sein.

Das hat eine historische Kontinuität in Europa. Seit dem späten 19. Jahrhundert, das habe ich schon erwähnt, sind der Nationalismus und der Rassenhaß vom Journalismus und von Schriftstellern promotet worden. Das läßt sich schwarz auf weiß nachlesen. Das hat bis zur weitläufigen Einführung von Radio-Apparaten ("Göbbels-Schnauze") enormen Rang gehabt, um diese Themen zu verbreiten.

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Es ist erstaunlich, was uns allein die österreichische Presse alles über Handke berichtet hat, wo es um das Begräbnis von Slobodan Milosevic ging. Und was man uns NICHT berichtet hat. Zum Beispiel folgendes obszöne Detail. Wie da am Grabe "Unschuld" inszeniert wurde. Indem man Kinder militärisch aufgemascherlt und Slobo als Eskorte an den Sarg gestellt hat.

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Wo die Kleinen strammstehen und den Sarg zu küssen hatten. Das fiel zumindest der serbischen Künstlerin Tanja Ostojic auf, die dazu schrieb:

"... the kids trio. They have been used in very bissar and sick way on different locations in belgrade and pozarevac."

Man kann sich das HIER etwas genauer ansehn. Und staunen, was sich Kommentatoren alles entgehen lassen.

[Zu Peter Handke]

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