18. März 2006 Ich denke,
es ist eine Qualität, wenn in den höchsten Rängen der Politik kein Aktionismus
herrscht, sondern besonnenes Handeln die Regel ist. Ich war schon etliche Zeit gespannt,
ob nun und wann denn der Bundespräsident eingreifen würde. Da der Landeshauptmann
Kärntens in einer Art privatem Kreuzzug schon seit Monaten demonstriert, daß er
Grundlagen des Rechtsstaates für vernachlässigbar hält. Beim Kanzler rechne ich da mit
gar keiner Stellungnahme. Der hat ja offenbar immer was anderes zu tun, wenn solche Dinge
sich ereignen. Nun hat sich der Bundespräsident klar geäußert. (Quelle: "Der Standard")
Während also das BZÖ demonstriert, daß man es mit dem
Rechtsstaat nicht so genau nehmen müsse, liefert die vaterländische FPÖ laufend
ideologische Munition gegen eine Demokratie auf der Höhe der Zeit. Indem sie die ethnisch
eindeutig deutsch und christlich dominierte Nation proklamiert. Dabei wird gerne die
Historie strapaziert und unsere Vorgeschichte als Zeugnis aufgerufen, werden
"Türkensturm-Phantasmen" in die Wiederverwertung geholt. Was natürlich Unfug
ist. Aber sich im Wahlkampf bewährt.
Zur deutschtümelnden Österreicherei hab ich ein
interessantes Detail aufzuwarten. Als der große Habsburger Maximilian I. 1519 starb,
erschien am Horizont der "Bruderzwist in Habsburg". Es gab ja eine spanische
Linie, für die Karl V. stand. Und eine österreichische unter Ferdinand I., über den Karl Vocelka in einer
"Österreichischen Geschichte" schrieb:
So viel mal zur Deutschtümelei, die es im
Österreichischen auf nicht gar so viele Jahrhunderte der Dominanz bringt, wie sich das
die vaterländischen Schreihälse gerne vorstellen. Die umtriebigen Türken hatten dann
auch noch eine sehr förderliche Rolle für die Bildung der Donaumonarchie.
Als Sultan Süleyman in Mohács das ungarische Heer schlug,
kam dabei Ferdinands Schwager Ludwig II. Jagiello ums Leben. Damit erlosch eine Dynastie
und es trat ein Erbvertrag in Kraft, der den Habsburgern Böhmen und Ungarn einbrachte.
Was ein nettes Beispiel ist, wie vor allem die eigenen
nationalen Mythen auch der Feinde bedürfen. Womit ich eigentlich meine, daß diese
nationalistische Kampfrhetorik sich die Geschichte dieses Landes zurechtklittert, wie es
gerade beliebt. In all dem bleibt die bipolare Weltsicht, wie wir sie im Kalten Krieg
gelernt haben, konserviert. Darin werden uns andauernd jene als Feinde markiert, ohne die
es diese Kultur dieses Europas so gar nicht gäbe. Weil sie nun mal im Wechselspiel der
Kräfte entstanden ist. Nicht nur der kriegerischen Kräfte, wie man anmerken darf ...
[Wir
Kinder des Kalten Krieges]
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