13. März 2006

Ich schwelge in verschneiten Zuständen, hänge noch am Motiv von gestern. Heute ist der Schnee weg, dafür rund ums Haus ein Wind wie in Filmen aus Alaska. Und der Dottore ist in der Schweiz gewesen, wo es vermutlich auch winterlich hergeht:

"Hallo Martin, Ich hab es wieder getan. Bin letzte Woche nach Genf gepilgert, die Versuchung war doch zu groß, ..."

log655b.jpg (16824 Byte)

Was mir feine Post eingebracht hat. Wovon ich hier keine Novität aufgreife, sondern die Legende unter denen, welche den Namen von Kampfstieren tragen: Lamborghini Miura. Das sind ja Fabeltiere, die meine Bubenzeit bevölkerten. Sehnsuchtsmaschinen. Mitte der 1960er auf den Markt gebracht. Ich hab über Jahrzehnte nicht mal jemanden gekannt, der einen Miura live gesehen hätte.

Cut!

Feindbilder zu entwerfen, aufzubauen und seinem Klientel als Ursachen-Surrogat schmackhaft zu machen, zum Fraß hinzuwerfen ... Das haben wir nicht erst aus den Praktiken des Kalten Krieges als attraktive Strategie kennengelernt. Es ist auch keine Erfindung der Nazi-Barbaren.

Wir machen sowas höchst wirkungsvoll seit rund tausend Jahren. Mindestens. Denn mit dem ersten Kreuzzug (im elften Jahrhundert) war das christliche Abendland ja der erste Aggressor quer über den Kontinent, der hausgemachte Probleme zu lösen gedachte, indem er seinen Völkern einen "äußeren Feind" anbot.

Die Fürsten brauchten etwas, um ihre Kriegerkaste zu beschäftigen. Die Ritterschaft, in Friedenszeiten zum Müßiggang verurteilt, richtete zuhause mehr und mehr Schaden an. Diesen erlauchten Raufbolden ging 1096 ein erster "Volkskreuzzug" voraus. Unterwegs wärmte sich der Mob schon einmal an mehreren Judenmassakern auf.

Auch diese Methode von Komplexitätsreduktion und Spannungsabfuhr hat Geschichte gemacht. Egal ob man grade "äußere Feinde" auftreiben konnte, die Judenheit mochte jederzeit als "Fremdes im Inneren" denunziert und benutzt werden. Zum nämlichen Zweck. Abwertung und Auslieferung an die Aggressionen jener, denen man politische Lösungen ihrer Probleme gerade nicht anzubieten vermochte.

In der Tradition solcher Barbaren wird heute immer noch Realpolitik gemacht. Haben während des Kalten Krieges noch slawische Völker uns hauptsächlich als Feindbilder gedient, sind nun verschiedene Ethnien aus islamischen Kulturen nutzbar gemacht.

Cut!

Ich hab gestern notiert, mit welchen unsinnigen Schreckensbildern die vaterländische FPÖ zur Zeit ihr Terrain für die kommenden Wahlen bereitet. Denn das Österreich von Frauen im Tschador überlaufen werden würde und der Stephansdom zur Moschee umgewidmet werden könnte, sind ja ziemlich schwüle Phantasien aus der Werkzeugkiste des Nationalismus.

Wie berührend, zum Beispiel im "profil" nachlesen zu können, daß sich Menschen, die so ein erbärmliches Geschäft betreiben, den Haß gegen andere Kulturen zu predigen, daß solche Leute ihr Klientel mit Urlauben im Land des "äußeren Feindes" beglücken:

log655a.jpg (19022 Byte)

So soll es am Aschermittwoch in Ried geschehen sein, wo Hace Strache vor breitem Publikum seine Geschäfte verrichtet hat. Übrigens mit kultureller Unterstützung von Schlager-Restposten Hansi Kreutzmeyer alias "Waterloo", der sich vorzugsweise als "Indianer" inszeniert. Was eine amüsante Ergänzung aus dem Dunstkreis des Rassismus ist.

Da ja die Legende vom "schönen Wilden" sozusagen hilft, den "Fremden" zu entreißen, was einem an / von ihnen attraktiv oder nützlich erscheint. (Ob Rohstoffe oder kulturelle Güter ...) Während sie selbst zurückgewiesen, ausgegrenzt werden.

Die trivialere Version solcher Haltungen kenne ich aus der Oststeiermark. Wo man einst schon darauf stoßen konnte, daß Rechts-Glatzen loszogen, um "Kanaken" zu verklopfen. Und hinterher gemütlich beim Chinesen zum Essen zusammensaßen. So macht's eben der Konquistador. Er nimmt von den "Fremden", was ihm angenehm erscheint, und stößt sie weg.

[Wir Kinder des Kalten Krieges]

[kontakt] [reset]

11•06