14. Jänner 2006

Ein lebhafter Jahresauftakt. Österreichs Außenministerin Ursula Plassnik sagte in einem "Spiegel"-Interview zur ersten Ausgabe von 2006:

"Es gibt keine Verschnaufpause in der Geschichte. Stopptasten gegen die Entwicklung der Welt sind noch nicht erfunden."

In der "Kleinen Zeitung" zum 1. Jänner war das auf dem Cover so ausgedrückt:

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Man mag sich erinnern, mit "Wir sind Papst" hatte im Vorjahr die deutsche "Bildzeitung" sich bemüht, dem bei uns vorherrschenden Konzept des Nationalismus gefühlsbetonte Referenz zu erweisen. In dieser widersprüchlichen Verbindung von "Ich" und "Wir" im Spiel der Selbstüberhöhung.

Jetzt sind also "Wir" (Wer "Wir"? Ich auch?) Präsident der EU. Oder. Wenn es einen König von Mallorca gibt, dann könnten wir ja vielleicht König der EU sein. Ist das jetzt eher "Zurück in die Zukunft" oder "Vorwärts in die Vergangenheit"? Nein. Plassnik hat sich eh klar geäußert. Und auch das gesagt:

"Unsere Aufgabe ist es, die Partner auf dem Balkan an europäische Standards heranzuführen."

Das illustriert momentan ein einheimischer Landeshauptmann mit dem hartnäckigen Ignorieren der in unserer Verfassung festgeschriebenen Rechte autochthoner Sloweninnen und Slowenen. Er weigert sich überdies, ein Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes umzusetzen. Er konstatiert, der Verfassungsgerichtshof sei im Unrecht. Das hat er nicht etwa per regulärem Verfahren feststellen lassen, sondern ganz frei, aus seiner Hüfte heraus. Und der Nation über die Medien ausgerichtet. Bei der Gelegenheit hat er auch gleich noch den obersten Richter des VGH bedroht.

Während der Kanzler bei allen naheliegenden Anlässen betont, es sei im Lande von Wahlkampf noch keine Rede, die nächsten Wahlen lägen fern. Apropos! Ich hab mir letzte Nacht mit etwas zu kalten Füßen und gut temperiertem Rioja "The Mandchurian Candidate" angesehen, in dem Meryl Streep alles an die Wand spielt, was so um sie herumsteht oder -sitzt.

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An Originalfassungen von Filmen fällt mir immer wieder auf, welche Macht in Stimmen und Stimmungen liegt, wenn das, was vermittelt werden möchte, bis in die kleinste Nuance durchkonzipiert und auf den Punkt gebracht ist. Ob das was mit Politik zu tun hat? Gute Frage, was?

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2•06