21. Dezember 2005 Heimweh.
Der schmerzliche Wunsch nach Heimkehr. Die Rückkehr und der Schmerz. Wenn sich das in
einer Gefühlslage spürbar macht, lautet der Begriff dafür: Nostalgie. Sie gilt als eine
Art der Melancholie und ist vielleicht die sehr emotionale Schwester der Erinnerung.
Hat Identität nicht einiges damit zu tun, daß man der
eigenen Vergangenheit mit starker Emotion anhängt? Und falls man nicht daran hängen
bleibt, wäre das eventuell ein guter Grund, seine Zukunft zu suchen. Um damit beides zu
haben. Mehr an Zukunft, damit auch mehr an leidenschaftliche erinnerbarer Vergangenheit.
Warum mich das beschäftigt? Nostalgie. Dieses Thema steht
für mich am Horizont, wenn ich an das Jahr 2007 denke ...
Cut!
Emotionen! Franz Krump, der selbst ein leidenschaftlicher DeTomaso-Fahrer
ist, hat mir eben Fotos des raren Vallelunga geschickt. Ich werde natürlich gelegentlich
gefragt, wie ich es mit den Hintergründen und Zusammenhängen exklusiver Automobile
halte.
Na, ich will mir meine Leidenschaft nicht mit Sozialkritik
zuhängen. Der Joker unter den kritischen Anmerkungen ist natürlich die Frage nach der
Position und Auswirkung wohlhabender Menschen.
Mein Joker, um mich jener Debatte in diesem
Zusammenhang zu entziehen, lautet: Ich hätte in meinem ganzen Leben nicht das Geld
aufgebracht, um Johann Sebastian Bach für seine Arbeit zu bezahlen.
Wir haben es ja oft mit Ambivalenz zu tun.
Cut!
Apropos Ambivalenz! In der "Kleinen Zeitung" lese ich
online über den Grazer Bürgermeister:
"Nagl will retten, was zu retten ist und erklärt
Journalisten unermüdlich: 'Die Mehrheit der Steirer steht hinter ihm.' In einem Brief an
den 'Gouvernator' appelliert er, er möge den Ehrenring doch als Zeichen der Verbundenheit
behalten und lädt ihn 'ganz herzlich ein, beim nächsten Besuch mein Gast im Rathaus zu
sein.'"
Man beachte! Ein christlichsozialer Bürgermeister stellt
den in Euro ausdrückbaren Nutzen vor den Zusammenhang, daß dieser hohe PR-Effekt von
Schwarzenegger nicht primär damit lukriert wurde, daß er die "Special
Olympics" promotet.
Statt dessen ergab sich dieser Marktwert, dem Nagl nun
nachweint, aus dem Actionkino, das emotional alles verwertet, was einem christlichsozialen
Wertekatalog unter Garantie entgegen steht. Um in eine Realpolitik zu führen, in der
Schwarzenegger zwar die gesetzlichen Grundlangen und Möglichkeiten hätte, um
Todesurteile zu verhindern. Aber er tut es nicht.
Was jüngst zum (wie berichtet wurde) ungeschickten
Totspritzen eines Delinquenten geführt hat. Was einem Österreicher, dessen Vater dem
Naziregime aktiv verbunden war, nicht besonders gut steht.
All das bündelt sich anschaulich in der offenbar gut
etablierten Sprachregelung "Gouvernator", die begrifflich den Gewalttäter
(Terminator) mit dem Politiker (Gouverneur) verbindet und als akzeptabel propagiert.
Das ist ganz präzise, was ich mit "präfaschistische
Ikone" meine. Denn was könnte die Grundausstattung eines hochrangigen Faschisten
treffender umfassen? Als: Aktion vor Reflexion, Rache statt Recht, Totschlagen als
Ausdruck von Souveränität. All das überdies vertreten in einem Leib, der den Eindruck
macht, als sei er "schnell wie ein Windhund, zäh wie Leder und hart wir
Kruppstahl" ... genau so hatte sich Hitler die deutsche Jugend gewünscht. (Ohne
jedoch in seinem Team einen maßgeblichen Funktionär von solcher Konstitution vorweisen
zu können.)
Nun meine ich damit nicht, Schwarzenegger sei ein Faschist.
Ich meine, er drücke aus, stelle dar und propagiere das, woraus man Faschisten macht.
Daß man diese Disposition in gutes Geld und politische Macht konvertieren kann, zeigt der
Steirer nun seit vielen Jahren.
Die Haltung des Grazer Bürgermeisters sehe ich ganz
unaufgeregt, denn so sind viele Politiker nun mal ganz offensichtlich aufgestellt. Aber
ich halte es für bemerkenswert, daß jemand Ambivalenz so leben und vertreten kann. Sich
selbst als Christen und christlich-sozialen Politiker herauszustellen und ZUGLEICH
materiellen Nutzen aus solchen Zusammenhängen zu ziehen, die der Menschenverachtung
geschuldet sind und der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte", nun ja,
nicht gerade sehr entgegen kommen.
[Wir
Kinder des Kalten Krieges]
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