29. November 2005

Woher haben wir nun diese Weihnachtsmotive von Besinnlichkeit und Familienidylle? Das Ringen um kampffreie Zone. Die Erinnerung daran, daß es einst ein Stück Orientierung bedeutet hat, wenn der Jahreslauf über bestimmte Feste strukturiert gewesen ist. (Die Redensart "alle heiligen Zeiten" erinnert daran.)

Wer die Feste dominiert, demonstriert damit seinen Status. Wenn einst die Kirche heidnische Feste überschrieben und auf die eigenen Rituale umgedeutet hat, drückte das eine kulturelle und weltliche Machtübernahme aus. (Warum bringt der Osterhase Eier? Ein heidnisches Fruchtbarkeitssymbol. Etc.)

Wenn heute der Handel den Laden übernommen hat, kann man eben feststellen, ein neuer Souverän hat als sinnstiftende Instanz das Sagen. Ich schau mich gerne um, an welchen Details sich etwas gelegentlich ausdrückt. Der Handel als sinnstiftende Instanz hat sich für Weihnachten eines großen Kunstwerkes bemächtigt, hat es auf das zurechtgestutzt, was ganz allgemein nutzbar und kommunizierbar zu sein scheint.

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Die "Sixtinische Madonna" von Raffael. Die da, mit dem Christus auf dem Arm, von Papst Sixtus II. und von der Heiligen Barbara flankiert wird. Das Gemälde aus dem 16. Jahrhundert hing ursprünglich in Piacenza, ist heute in Dresden zu sehn. Was davon allgemein verwertbar erscheint, sind diese beiden Putti. Deren Ausdruck mich an meinen Sohn denken läßt, wenn er gedehnt sagt: "Kultur ist ja soooo coool."

Man muß kein Prophet sein, um zu ahnen, während der nächsten Wochen ist die Stadt an allen Ecken und Enden mit diesem Motiv markiert.

Cut!

Theatermensch Hubsi Kramar hat Raffaels Engel für seinen "Lebenden Adventkalender" aufgegriffen: "Das Publikum betritt den Raum und steht vor einer riesengroßen Weihnachts-Kitsch-Postkarte ...", findet sich beim Motto „Die letzte Konsequenz des Konsums ist der Kannibalismus“. (Foto: Mario Lang)

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"Eine himmlische Pilgerreise in 24 Stationen: Türchen um Türchen öffnet sich, um den Blick auf Kunstminiaturen frei zu geben, die die Zuschauer auf eine lustvolle und Gedanken anregende Advent-Expedition entführen."

Cut!

Unlängst, wir sind ja in den Vorbereitungen zum "NCC05", unsere "Liebesgrüße aus Königsberg" entfalten sich gerade, kam es von Dagmar Eberhardt zu folgender Mitteilung über ein Essensangebot:

Folgendes gibt es: "all-subsahara speciality, feine erdnussauce mit gemuesen*, reis und frittierte kochbananen + ingwerdrink (djindja, aus ingwer, rohrzucker und zitrone)".

Das * bei den gemuesen heisst (ich sag´s euch gleich, dann erspart ihr euch weitere semantische überlegungen): "erdnussbutter u. zum teil gemuese, biologisch, reis speziell und frisch fuer mur.at aus afrika importiert."

An diese Schilderung knüpfte folglich eine kleine Erörterung heimischer Junk-Food-Versionen, davon später ...

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