27. November 2005Anhaltender Eisregen auf dem Hinweg in die
Stadt. Das hat mich an Ang Lee denken lassen, "Der Eissturm" zählt zu den
bewegendsten Filmen, die ich je gesehen hab. Keine Katastrophen auf unserem Weg. Alles
friedfertig. Ein wohltemperiertes "forum stadtpark", eine Lampe mit rotierendem
Unterwasser-Panorama voller Haie, Rochen und anderer Fische ...
Das "Smoke
in" ist etwas holpernd über die Bühne gegangen. Die Inernet-Anbieter machen
einem bei Standard-Zugängen keine Konzessionen und drehen einem eher noch die
Übetragungsleistungen herunter. Zu Standard-Preisen gibt's eben keine visuellen Live-Übertragungen
wie im TV. So einfach ist das.
Immerhin, das performative Rauchen rund um die Welt hat quer durch Österreich, die
Schweiz, Neuseeland und Estland gut funktioniert. Hier Dagmar Eberhard bei der Arbeit:
Die anderen Teile der Station sind in wechselhaften Schaltungen zustande gekommen. In
unseren nächsten Schritten wird sich die Kombination von online- und offline geschalteten
Teilen, von live gebrachten und von abgespielten Schritten verfeinern lassen ...
Cut!
Als meine Eltern Kinder gewesen sind, war es ein beliebtes Spiel, die Kennzeichen und
Typen vorbeifahrender Automobile zu notieren. Es waren ja nicht gar so viele unterwegs.
"Trainspotting" meint das gleiche Spiel mit Eisenbahnzügen. Nun war zu
erfahren, daß es Enthusiasten gibt, die sich mit "Planespotting" befassen. Sie
notieren Typen, Kennzeichen sowie An- und Abflugzeiten von Flugzeugen. Und stellen ihre
Aufzeichnungen ins Web.
Es ist überaus amüsant, daß Amerikas CIA mit vermutlich geheimen
Gefangenentransporten deshalb aufzufliegen scheint, weil sie unwissentlich mit den
verdächtigten Maschinen auf die Listen von Amateurfunkern und Planespotters gekommen ist.
Polen, das ostentativ katholische Polen, ist im Gerede, dabei eine Rolle zu spielen.
Rumänien ebenso.
Das Durchbrechen des Konsens über die Einhaltung der "Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte" und verwandter Konventionen trifft nicht nur einsame Gefangene in
irgend welchen geheimen Kellern, denen man damit einen garantierten Rechtsstandard raubt.
(Wobei es in dieser Frage überhaupt keine Rolle spielt, was man diesen Menschen
vorzuwerfen hat.)
Dieses Attackieren solcher Grundrechte bedroht uns alle. Denn wenn es IRGENDWO beginnt,
wenn dieser Schutz auch an entlegenen Orten aufgehoben wird, weiß niemand, wann es uns
erreicht. Vielleicht in Einzelfällen, in denen jemand still mitten unter uns aufgegriffen
wird.
Nach Jahrtausenden ziemlich ungebremster Gewalttätigkeiten unter Menschen und Völkern
ist dieses zentrale Anliegen von "Zivilisation" ein so junges und zartes Gut:
der prinzipielle Gewaltverzicht, die Abtretung des Gewaltmonopols an den Staat und die
strenge Kontrolle von staatlich initiierter Gewaltausübung.
Wenn also staatliche Administrationen und Dienste ihre Gewaltausübung ins Geheime
verlagern, attackieren sie damit dieses Gut. Sie mißachten und beschädigen diese
Übereinkünfte, die uns schützen sollen. Es gibt dafür keine Rechtfertigung.
Wohin es letztlich führt, haben wir schon geklärt. Wenn etwa eine Staatspolizei sich
ins Geheimnis verlegt, wird sie eine "Geheime Staatspolizei" = GESTAPO. Noch
Fragen? Keine Fragen!
Cut!
Je mehr sich in Frankreich Intellektuelle zu den Jugendunruhen zu Wort melden, desto
öfter lese ich die Betonung, dies sei KEIN "Ausländerproblem". Etliche zeigen
sich verwundert, daß es nicht schon früher zu solchen Vorfällen gekommen sei. In "Der Spiegel" meint Paul Virilio, die
Wohntürme, aus denen die unruhigen jungen Männer kommen, seien "vertikale
Sackgassen".
Virilio läßt keinen Zweifel, daß man
Architekten, die solche "Sackgassen" anbieten würden, nicht aus der
Verantwortung entlassen dürfe. Und wer beauftragt, wer bezahlt solche Vorhaben? Wie
gern der gut situierte Teil Europas nun in den Debatten unterschlägt, daß man sich eine
große Anzahl schlecht gestellter Menschen aus dem Süden geholt hat, um sie für den
eigenen Wohlstand arbeiten zu lassen. Genauer: um sich den eigenen Wohlstand angemessen
ausstaffieren zu lassen.
Und um die günstigen Arbeitskräfte dann in solche oder vergleichbare Verhältnisse
abzudrängen. Genau von dort drängen deren Kinder nun zurück ... |
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