8. November 2005

Man rät ganz richtig, wenn man das folgende Schützenhöfer-Zitat für ein politisches Statement hält (Quelle: "Falter"):

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Der Oststeirer war nun Gegenstand aktueller Berichterstattung, weil er den offiziellen Auftrag erhalten hatte, ein Portrait des verstorbenen Bundespräsidenten Thomas Klestil zu malen. Ist für mich noch ungewohnt, den störrischen Kerl (Schützenhöfer, nicht Klestil ;-))) in diesem Zusammenhang zu sehen.

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(Margot Klestil-Löffler und Bundespräsident Heinz Fischer, Quelle: Hofburg)

Klar. Auf meinem Set hatten wir ganz andere Themen: LINK. Aber ich finde das recht interessant, wenn sich ein Künstler so direkt auf diese klassische Pose einläßt. Als Portraitist des Landesfürsten. Das meine ich nicht ironisch.

Ich erlebe unser Feld, dieses Kunstmilieu, von vielen Leuten bevölkert, die solche Zusammenhänge ignorieren, verschleiern, unterschlagen. Die in mehr oder weniger rebellischen Posen sich darüber hinwegschwindeln, daß sie ihre Autonomie schon lange an irgend einer Garderobe abgegeben haben.

Woher kommt denn nun die Kohle, die wir mit künstlerischer Praxis erwirtschaften? Welche Deals schließen wir ab? Worin geben wir uns selbst die Regeln und wo nehmen wir Zurufe, Aufträge entgegen? Ich schätze darin klare Positionen ...

Cut!

Johannes Grenzfurthner von "monochrom" nahm eben Einfluß auf mein Frühstück:

"las kürzlich in einem standardwerk der myrmekologie, dass wohl ein großteil des von uns verzehrten honig nicht nur ein ausscheidungsprodukt emsiger bienen ist. Aufgrund des ungleich höheren Zuckergehalts delektieren sich diese possierlichen tierchen gerne auch an honigtau, ausscheidungsprodukt der gemeinen blattlaus. Zweifach verdautes veredelt uns demnach das Butterbrot. das biblische Manna, so wird mitunter gemunkelt, könnte demnach ebenfalls Schildlauskacke gewesen sein."

Ja, danke!

Cut!

Post aus dem politisch etwas zerrütteten Deutschland, Johannes M. Musolf schreibt mir, vermutlich mit einem müden Blick:

"Hier gibt es nichts Neues. Die Mülleimer werden geleert und die öffentlichen Verkehrsmittel fahren, obwohl wir nur eine geschäftsführende Regierung haben. Alles läuft auf meine Prognose hinaus, daß Gerhard Schröder die Neujahrsansprache im Fernsehen hält. Andere Entwicklungen würden mich überraschen."

Cut!

Wir harten Knochen auf dem Kunstfelde. Meine Generation (die 50er-Jahrgänge) zeigt sich ja noch etwas spröde bei der Reflexion der Bedingungen und Positionen. Ich sehe einzelne, die in eine Art Exil geschlittert sind, ohne das Land zu verlassen. Andere sind drauf und dran, sich der "pragmatisierten Avantgarde" ihrer Vorläufer anzuschließen. Es erscheint so vieles etwas verwirrend, nebulös.

Darum interessiert mich die Lektüre von Peter Landers Buch über den Betrieb so sehr. Denn Landers hat vor allem jenen Zeitraum untersucht, in dem sich meine Generation auf den Betrieb gestürzt hat. Nicht nur kennen ich den größten Teil der in diesem Buch genannten Personen persönlich. Ich kenne natürlich auch unzählige der geschilderten Situationen.

Es ist vergnüglich, zur eigenen Erinnerung nun so eine "Außensicht" vorgelegt zu bekommen. Über die Situation der Autorengeneration vor uns, von der wir mal annahmen, das seien alles ziemlich "wilde Hund", läßt Landerl über ein Zitat der Literaturkritikerin Siegrid Löffler folgendes sichtbar werden:

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Wolfgang Schaffler war lange Zeit der maßgebliche Lektor des Residenz-Verlages. Das ist ja irgendwie eine sehr idyllische Szene. Die außerdem zusätzlich verschleiert, in welchen Zusammenhängen und Deals die meisten Kunstschaffenden hierzulande stehen.

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