26. Oktober 2005Ich bin immer wieder entzückt, was es über die Welt
alles zu erfahren gibt. Auch wenn vieles, was ich interessant finde, vermutlich rasend
unwichtig ist. Wie folgende Kuriosität der Landesgeschichte. Ich erwähne es, weil heute
der Nationalfeiertag Österreichs ist. Der daher kommt, daß der im Mai 1955
unterzeichnete Österreichische Staatsvertrag von allen Signatarstaaten ratifiziert werden
mußte. Am 27. Juli wurde die letzte Urkunde hinterlegt. Ab da lief eine Frist von 90
Tagen, in der die fremden Truppen das Hoheitsgebiet Österreichs zu verlassen hatten. Der
25. Oktober war der letzte Tag dieser Frist. Ab dem 26. Oktober war man wieder ohne
Soldaten der alliierten Streitkräfte unter sich. (Der 30. April hat es bei uns nicht
einmal annähernd zu solch feierlicher Prominenz gebracht. Es war der Tag, an dem Adolf
Hitler sich 1945 das Leben nahm.)
Aber das alles hat nichts oder
kaum mit der Kuriosität zu tun, von der ich erzählen will. Die wurzelt in der
Alltagsbewältigung beim österreichischen Bundesheer. Es gab einen amerikanischen
Produzenten mit dem bemerkenswerten Namen Ben Hur Mfg. Co., der einen
Einachsanhänger gebaut hat. Mit einer Bergsche-Auflaufbremse. Das sind für sich schon
phonetische Sensationen. Dieser Einachser mit markanten Schlitzen an den Seitenwänden war
zum Transport von Musik-Ponies in Verwendung. Also jener kleinen Pferde, die nicht über
1,50 Meter Stockhöhe wachsen und in der Blaskapelle die große Trommel ziehen.
Das Vehikel hat die amtliche
Bezeichnung MusikPonyAnh. Was ziemlich verspielt wirkt. Wenn man bedenkt daß
sich beispielsweise hinter TroLF ein Trockenlöschfahrzeug verbirgt. Oder
hinter BgePz ein Bergepanzer.
Cut!
Was man ebenso wenig wissen
müßte, wovon ich aber sehr angetan bin, hat auch ein gewisses Nahverhältnis zum
Militärischen. Etwa um 1795 ersann ein Carl Friedrich Lehmann im Dienste der
Telekommunikation die sogenannten Bombenpost. Dazu sollten quer durchs Land
Haubitzenstaffeln aufgestellt werden, damit man sich gegenseitig spezielle Projektile
zuschießen könnte, in denen die Post verwahrt wäre. (Da ich selbst einmal Richtkanonier
gewesen bin, hab ich lebhafte Vorstellungen, was alles vorkommen kann, wenn der
Einser mal einen schlechten Tag hat.)
Cut!
Apropos Telekommunikation. Es
gibt in Stefan Zweigs Sternstunden der Menschheit eine berührende Geschichte
über Cyrus W. Field, der sich im 19. Jahrhundert über Jahre mühte, ein
Transatlantikkabel zu verlegen und in Betrieb zu nehmen. Was für ein Glück, daß derlei
Unternehmen gelungen sind. Nicht auszudenken, wie es um uns stünde, wenn wir uns die Post
von Kontinent zu Kontinent mit Kanonen zuschießen müßten.
Cut!
Ich habe wieder einmal ein Wort
entdeckt, das mir besonders gefällt. Unwichtig, was es bedeutet:
Phenakistikop
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