4. August 2005 Ich bin, wie
mein wertes Publikum sicher weiß, nicht nur ein von politischen Überlegungen geplagter
Mensch. Sondern auch ein ausgemachter Automobil-Paparazzo. Wobei mir meine Umtriebe im
trivialen Fach auch gelegentlicher Anlaß für ganz ernsthafte Erörterungen sind. Wie ich
sie grade in "The Motion" innerhalb meines "area8020" betreibe.
Aber den Hauptspaß hab ich natürlich an den simpleren
Ecken, wenn ich hinter meiner Beute her bin, vor allem: um sie zu erwischen. Mein
Kompagnon in diesen Dingen, der Dottore Fiat, ebenso ein Getriebener, ein Jagender, hat mir nun dieses
hübsche Kontrast-Ensemble geschickt, den kleinen Lindner vor dem großen Fendt. Kurios,
welche sichtbaren Dimensionssprünge es technisch in wenigen Jahrzehnten hatte, um die
Menschen satt zu kriegen ... Des Dottore Nachricht an mich:
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"Heh, ich
verabschiede mich in den Urlaub, und komme wieder mit viiiiiiiiiiiel Material. So denn,
genieße den Sommer, mach viel Beute. Norbert" Cut!
Ach! Was genau treiben da die Jungs von "monochrom"? Es heißt: "monochrom beschäftigt sich seit Jahren mit der
Konstruktion, Analyse und theoretischen Reflexion alternativer Welten und
Geschichtsschreibungsmodellen."
Ja, das war zu befürchten. Die können
Historiographie auch nicht sein lassen, was sie ist, müssen da ihre Senfsaaten dazugeben: |
"... dies ist Implantierung einer "falschen
Erinnerung", in das österreichische Kulturgedächtnis ..."
Autsch! Darf man sowas? Die Ausstellung "Sowjet-Unterzögersdorf.
Das Adventure-Game" wird morgen (5.8.) um 20 Uhr im Grazer forum stadtpark eröffnet.
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Cut! Spam-Prosa schlägt immer wieder mal zu meiner
Aufmerksamkeit durch. Dieser Absender hat einen kuriosen Nickname gewählt: Krause
Antisemitism. Und sein Angebot ist herzerweichend:
Have your cake and eat it too!
You didn't worry about school back then, why should you now? You're a smart resourceful
person and you deserve that promotion. Now we can give you that piece of paper you need to
get it, forget about school ;)
Darunter kommt also raus, daß ich
gewesener Lehrbub für Bares einen akademischen Sprung tun könnte. Nett! |
Cut!
Wird Zeit, die verbliebenen Seiten in Peter
Handkes "Sommerlicher Nachtrag zu einer winterlichen Reise" nachzuschlagen. Ob
in diesem Buch, wie gelegentlich behauptet wird, Verharmlosung serbische Kriegsgräuel zu
finden sei, eine Verherrlichung Milosevic's, was auch immer an Anfechtbaren, an
Ungeheurem, das man Handke vorhalten müsse.
Auf Seite 49 erwähnt er ein orthodoxes
Serbentum, "das nie auf Seelenfang bei anderen Völkern war, im Gegensatz etwa auch
zu dem kroatischen Katholizismus," ... darüber werde ich mir nicht den Kopf
zerbrechen müssen.
Auf Seite 55 läßt er einen Serben
räsonieren, der unter anderem meint:
"... sagt Deutschland, daß es sich schämen soll! Keine Freude wird es je mehr für
uns geben, keine Feiern, kein Fest ..." Das ist auf die NATO-Bomber gemünzt. Der
Monolog lautet an anderer Stelle: "Die Machthaber drüben in Belgrad haben uns
verraten, aber was sollen sie anderes tun, ..."
Das ist sicher eine anfechtbare Auffassung.
(Hankes? Des Serben?) Weiters heißt es da: "Prozesse, ja!, aber dann gegen Leute aus
allen drei Kriegsvölkern gleichzeitig, und nicht zuerst gegen einen Serben ..."
Naja, das soll sich denken wer will, denke ich
mir, seit Nürnberg hat Europa sich Kriterien und Procedere für das Ahnden von Verbrechen
gegen die Menschlichkeit erarbeitet. Nach diesen Modi wird verfahren, das steht ohnehin
weder zur Debatte noch zur Disposition.
Auf Seite 57 merkt Handke selbst an, wie
wichtig es sei, den Menschen dort zuzuhören, in Bosnien, genauer: den bosnischen Serben:
"Der und jener von uns hier, so dachte ich später, sollte noch und noch sich dorthin
auf den Weg machen und erst einmal nichts tun als ihnen zuhören."
Selbst bei übelmeinender Auslegung kommt da
doch keine Verherrlichung eines serbischen Nationalsimus heraus. Allerdings ist das ja
sehr anregend, darüber nachzudenken, woraus Täter in Verbänden, also eine Soldateska,
Polizeieinheiten, ihre Ermutigung, Rückhalt, subjektiv: Legitimation beziehen.
Wie wirken da politische Opinion Leaders,
Parteien, ganze Regierungen? Welche Rolle(n) spielt ein Volk dabei? Wie geht das zusammen?
Wie kommt es, daß bewaffnete Verbände zu Massakern aufbrechen und diesen Männern dabei
niemand in den Arm fällt? Das zu erhellen, muß man vor allem einmal Fragen stellen.
So mag ich, in freundlicher Deutung, den
Appell Handkes vorerst verstehen. Was die SCHULD betrifft, sehe ich heute, es sind die
Erhebungen durchgeführt worden, aufgrund derer Täter namhaft gemacht und zur Fahndung
ausgeschrieben wurden. Jene, die gefaßt wurden, stehen vor Gericht. Andere werden
gesucht. Der Lauf der Zeit bringt außerdem im Volk der Täter einzelne Menschen dazu,
sich den Gräueln zu stellen und zur Aufklärung der Schuldfragen beizutragen.
Wenn man etwa die Videos über die Einsätze
der serbischen Sonderpolizei in Srebrenica bedenkt. Sie wurden offenbar von
Institutionsvertretern unter Verschluß gehalten, aber von Privatpersonen veröffentlicht.
Wie also mit der Schuld von Tätern zu
verfahren ist, darüber ist man in Europa nicht gerade ratlos. Was aber in all dem und im
größeren Rahmen VERANTWORTUNG sei, eben eines ganzen Volkes, einer Nation, und was das
für die Praxis bedeutet, darin besteht einiger Klärungsbedarf.
Zu diesem Thema ist jedoch der Vorschlag
Handkes, man möge allen Beteiligten einmal ZUHÖREN, mit Verlaub, nicht die schlechteste
Idee. (Sieh nach in den alten griechischen Dramen, wo VOR der Katharsis erst einmal alle
Betroffenen erzählen, was aus ihrer Sicht vorgefallen ist ...) [Zu Handke]
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