28. Juli 2005 Ursprünglich.
Da habe ich die Hitze meist gemieden. Vor allem die pralle Sonne. Auf Motorradtouren
mochte ich das aber. Im richtigen Outfit, worin einen bald ein feiner Schweißfilm
überzieht, ungern durch Städte, aber vergnügt zwischen glühenden Feldern ... Heute.
Mag ich es auch zu Fuß. Wenn ich auf die Strecke rausgehe. Ich hab gelernt, wie wichtig
Wasser und leistungsfähige Sonnencreme ist.
Gestern war ich wieder draußen. Ja, dieses Situation
findet man südlich unter Gleisdorf, kein Meer weit und breit. Aber eine Gondel. Und was
für ein schönes Fundstück für meine "Sammlung toter Handschuhe". Nein, ich
nehme die Stücke nicht mit, nur die Bilder davon.
Es war dieser gestrige Tag schon bedrückend heiß. Das
macht eine sehr eigentümliche Stimmung an den Bahndämmen. Im Haus wird es da fast
unerträglich. Zumal mein Arbeitsplatz sich unterm Dach befindet. Für die restliche Woche
ist noch größere Hitze angekündigt.
Also habe ich begonnen, die Fenster mit Karton
zu verkleben. Ich bin neugierig, ob sich das als nützlich erweisen wird. Hitzige Zeiten,
so oder so ...
Cut!
Hitzige Situationen hatte ich auch wieder im
online-Tagebuch des Gleisdorfer Bürgermeisters.
Anlaß waren Debatte um Maßnahmen gegen Terrorattacken, wie sie London eben erlebt hat.
Durchaus ein Thema, das AUCH auf Aspekte von Kulturpolitik hinausläuft. Also Kultur. Und
Politik. Und wie sich beides zueinander verhält.
Ich muß konzedieren, daß die heimische
"Kronenzeitung" sich als
normative Institution durchgesetzt hat. Denn wenn in bescheidener Provinzöffentlichkeit
Debatten zu führen sind, erlebt man schnell, daß einem Argumentation und Begründung von
Ansichten als Umständlichkeit ausgelegt werden. Komplexitätsreduktion scheint ein
Breitensport zu sein. Es genügt zu behaupten. Ende des Films!
Na gut. Von Autor und Therapeut Franz
Weinzettel habe ich den Hinweis, daß "schwarz / weiß" offenbar viel weniger
beunruhigend sei als alles an Grautönen, weshalb eine Position im Grauton leicht
angefeindet wird. Das klingt wie eine Binsenweisheit, auf die man erwidern möchte: No na!
Aber wenn man dazu nicht vorschnell nickt, sondern seine Umgebung darauf hin prüfend
betrachtet, wirkt es zuweilen erschreckend, wie häufig diese Annahme sich einlöst.
In den Debatten einer Halböffentlichkeit der
Provinz auf jeden Fall. Wo, wie schon erwähnt, sich strikt anonym haltende Herrschaften
für ein Intensivieren der Überwachung des öffentlichen Raumes aussprechen, weil ja, wer
nichts zu verbergen habe, keinen Zuwachs an Videokameras fürchten muß. Kurios und
verwirrend.
Ein gleichermaßen politisch wie kulturell
irritierendes Phänomen ist die scheinbar strikte Regelung, wer wem widersprechen darf.
Was dann von Akteuren oder Honoratioren der Kommune selbst im Zustande der Anonymität
energisch eingefordert wird.
Was freilich in der "neuen
Öffentlichkeit" von Websites mit offenen Foren nicht exekutierbar ist. Diese strikte
ud repressive "Redeordnung". Oder aber: eben nur mehr als verbale Attacke (sich)
überlebt. Was sowohl Politik wie auch Kultur in den letzten Jahrzehnten nicht allgemein
durchsetzen konnten (wollten?), ist mindestens die Unterscheidung von Kritik an der Person
und Kritik an der Sache.
Fazit:
Sind da brisante Themen, sollen sie knapp und flott abgehandelt werden. Keine langen
Diskussionen, keine ausufernden Dialoge oder Streitgespräche. Einfache Antworten auf
komplizierte Fragen, alles andere ist verdächtig.
Nun wäre genau solcher verkürzter
Boulevardstil im Web nicht zwingend. Denn man hat reichlich Platz und kann sich alle Zeit
nehmen. Das Publikum entscheidet selbst, wie weit es einer Debatte, einem
"Thread" folgen will. Das wäre ein passables Credo der "Netzkultur".
Zeit lassen. Ausführlich argumentieren.
Hm. Wieso schreibe ich "wäre"? Weil
sich weder in Politik noch in Kultur genau DAS als mögliche Qualität hervortut. Es
blüht die Verkürzung und die aktive Eindämmung.
Wer die Argumente des Opponenten nicht mehr
erörtern will, schwenkt darauf um, statt der Sache die Person anzugreifen. Oder spart
sich das und greift GLEICH die Person an. Zum Beispiel, in dem man seinen Opponenten als
pathologischen Fall vorführt.
Das klingt so lustig. Ist es aber nicht. Vor
dem Hintergrund der JUNGEN historischen Erfahrung, quer durch Europa, sowohl auf
nationalsozialistischer wie auf sowjetischer Seite, daß Andersdenkende, Deviante und
Kritiker in psychiatrische Kliniken entsorgt und allerhand medizinischem Personal zur
schnellen oder langsamen Tötung ausgeliefert wurden.
Ich erfinde das nicht. Eine (von mehreren)
solcher Geschichte, diese aus der laufenden Woche:
"Ich muss schon sagen, Hr. Krusche, schön langsam finde ich
Ihren Geisteszustand als bedenklich. Ich mache mir Sorgen. Bitte überlegen Sie sich eine
Behandlung bei einem Psychotherapeuten und legen sich dort in aller Ruhe einmal auf die
Couch und hören dem zu was er zu sagen hat. ..." [Volltext]
Man muß es nicht überbewerten. Aber es drückt eben auch
aus, was diese Demokratie eines überaus reichen Landes an offenem Diskurs in der Praxis
zuläßt. Es ist vorerst wenigestens ... bemerkenswert.
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