14. Juli 2005Hätte ich mir nicht gedacht. Nein. Ist aber so. Ich bin nämlich gewesener
Lehrbub. Und kann mir ja unter "Lehrling" allerhand vorstellen. Aber
"Tattoolehrling" ist das Kurioseste, was ich bisher gesehen hab.
Cut!
Bemerkenswert! In Großbritannien unterläßt man
Haßtiraden. Und Verallgemeinerungen. Kein Geschrei gegen den Islam, der sehr bewußt von
der Todessekte der Dschihadis unterschieden wird. Der Journalist Misha Glenny gilt als
Balkanexperte. Er schrieb im "profil":
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Glenny beschloß
seinen Kommentar mit: "Wir trauern, es geht uns schlecht. Aber wir leben noch." Und Tony Blair stammelt nicht von "Krieg! Krieg! Krieg!",
sondern spricht von Entschlossenheit.
Eine schlichte Überlegung liegt nahe. Dschihadis predigen
überzeugt, der Islam sei mit den Grundlagen einer zeitgemäßen Demokratie nicht
vereinbar. |
Wieso sollten wir, wenn wir diesem Ideal
anhängen, einer zeitgemäßen Demokratie, diesen Leuten den Gefallen tun, Demokratie und
Bürgerrechte zu schmälern, zu beschneiden, um ihnen Einhalt zu gebieten? Es muß anders
gehn ...
Cut!
Ich komme mit der Lektüre des Handke-Textes "Die
Tablas von Daimiel" in den "Literaturen" immer noch sehr langsam voran. Es ist mühsam, mit
einiger Achtsamkeit durch diesen Bericht zu kommen, der doch hauptsächlich von Handke
handelt, nur wenig von Milosevic. Aber was dem Autor erneut alles vorgeworfen wird, kann
ich darin bisher einfach nicht finden.
Zurück zu den Büchern. Im "Sommerlichen
Nachtrag" von 1996 findet sich eine Stelle, bei der mir schon einleuchtet, daß es
darüber zu Heftigkeiten kommen mußte.
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Auch wenn die Stelle
anderen Vorfällen gilt, egal, DAS konnte man ja nicht übersehen, bzw. aus dem Kontext
streichen: Sarajevo wurde von April 92 bis Februar 96 von serbischen Einheiten belagert
und beschossen. (Dies gilt als die längste Belagerung der Geschichte.) Da muß die
nebenstehende Frage sehr provokant erscheinen. |
Die Hauptverantwortlichen für diese
Ereignisse, vor allem Sarajevo und Srebrenica, waren überdies schon damals keineswegs im
Verborgenen, sondern haben vor den Kameras der Weltpresse posiert. General Ratko Mladic
fühlte sich in seiner Rolle unübersehbar wohl und sicher. Radovan Karadzic, ließ sich
dabei filmen, wie er persönlich mit dem Maschinengewehr auf Sarajevo schoß.
Besonders pikant finde ich Fotos, auf denen man den
Kommandanten der niederländischen Blauhelme, Thom Karremans, beim Weinsaufen mit General
Mladic sieht.
Handkes Bemerkung, die zitierte Passage, bezog sich auf das
Gerede, Serben hätten Bosnier von der Brücke über die Drina gestoßen. Ich denke, es
gilt heute als geklärt, daß von Serben zu Tode Gefolterte an dieser Brücke zur Schau
gestellt worden waren. An den evidenten Gräueltaten serbischer Gewalttäter führt ja
kein Weg vorbei. Die Fragen nach bosnischer Politik und Waffengängen zu dieser Zeit sind
aber auch zu stellen.
Ist DAS schon ein Relativieren? Wenn einer drauf besteht,
daß ALLE Geschichten, nein: die Geschichten ALLER erzählt werden? Ist das für einen
Dichter nicht eine plausible Position? Ist das nicht das Prinzip der griechischen
Tragödie? Fragen!
Es ist mir die Situation Bosniens im Sezessionskrieg noch
höchst unklar. Da muß ich mich erst nach Literatur umsehen. Übrigens. Zum Auftakt des
Auseinanderbrechens von Ex-Jugoslawien, der sicher wesentlich im Kosovo zu sehen ist, gibt
es ein sehr lesenswertes Buch von Matthias Rüb. Übrigens ein Journalist, den Handke massiv angegriffen
haben soll. [Zu Peter Handke]
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