12. Juli 2005Fünfeinhalb Stunden. So lange hatten eine Handvoll serbischer Soldaten Arbeit,
um in Pilica, nahe Srebrenica, rund 1.200 Männer in Reihen aufzustellen und
niederzuschießen.
Was für ein Montag, dieser 11. Juli!
London blutet noch von den Attacken der Dschihadis. Israel
setzt seine Soldaten ein, um radikale Siedler im Gazastreifen beim Abzug von diesem
besetzten Gebiet voran zu bringen. In Srebrenica gedachte man zum zehnten Jahrestag des
Massakers, das die serbische Soldateska unter Moslems angerichtet hat. Während sich
niederländische Blauhelme in Ratlosigkeit geflüchtet hatten.
Europa hat seine Katastrophen selbst initiiert und der
halben Welt aufgebürdet. Wen auch immer wir als unsere Feinde empfinden mögen, meist
erkennt man in einem gut überschaubaren historischen Zeitraum, daß wir ihnen selbst auf
die Beine und auf die Wege geholfen haben.
Die Ernte der Saaten. Nicht im Sinne eines moralischen
Konzeptes. Eher nach der lapidaren Betrachtungsweise von Buddhisten: Nichts ist egal.
Alles hat seine Konsequenzen.
Wenn ich dazu noch den stammelnden Prediger aus Amerika
höre, wie er auf die Eskalation der Gewalt einzig antwortet: "Kampf! Kampf!
Kampf!", dann bin ich mir wenigstens dessen sicher: So wirds nicht gehn.
Bliebe zu klären, wie es anzugehen wäre, daß wir die
Verantwortung ernst nehmen, die sich aus unseren Vorgeschichten ergibt. Und wie das in
Handlungspläne übersetzt werden muß.
Daß man Gewalttätern bewaffnete Profis entgegenstellt,
ist ja bloß eine Option, die, wenn sie die einzige bliebe, ganz offensichtlich nicht zu
den gewünschten Ergebnissen, zu Befriedung führt.
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