2. Mai 2005 Da gestern der
"Tag der Arbeit" war und auch ein "Tag der Arbeitslosen" gefeiert
wurde, wäre wieder und wieder daran zu erinnern: In diesem Land steigen die Profite und
sinken die Investitionen. Was letztlich nichts anderes bedeutet als daß dieses
Gemeinwesen ausgeplündert wird. Darauf müßte vor allem die Politik reagieren, die
Regierung gegensteuern.
Zumal quer durchs Land der wachsende Druck auf Menschen
durchschlägt, daß sich hier ein Kreislauf der Probleme aufbaut, wie er beunruhigender
nicht sein könnte.
Thomas Müller, der sich als "Profiler" auf den
Fährten von brutalen Serientätern internationales Renommee erworben hat, meinte
unlängst in "Der Standard":
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Daß Mobbing seit
Jahren zunimmt, pfeifen ohnehin die Spatzen von den Dächern. So münden strukturelle
Probleme letztlich auf die Ebene persönlichen Scheiterns. Was ein ziemlich perfides
Verfahren ist. Der 1. Mai ist auch der Jahrestag der
Aufnahme neuer Staaten in die EU. Staaten des ehemaligen "Ostblockes". Es darf
erinnert werden, welche Horrorprognosen uns die Politik teilweise aufgedrängt hat. |
Aber genau so ist es nicht gekommen. Wir
werden ja keineswegs von arbeitswütigen Nachbarn überrannt. Sie sind ganz gerne zuhause
tüchtig:
Was für mich gedanklich an den Ausflug von Samstag
anknüpft. Slowenien hatte Ende der 80er begonnen, seinen Weg aus dem Verband Jugoslawiens
in die Eigenstaatlichkeit zu gehen. Nord-Südgefälle hin oder her, die Strukturnachteile
einiger anderer Teilrepubliken spielten dabei keine Rolle mehr, die geopolitischen
Vorteile Sloweniens kamen zur Wirkung. Seine Standortvorteile wurden recht bald von
Österreichs und Deutschlands Außenministern mit Anerkennung bestätigt.
Es hatte ein haarsträubendes, repressives und schließlich
verbrecherisches Regime unter Milosevic schreckliche Gefolgschaft erhalten und so
genügend Gründe für heftige Absetzbewegungen geschaffen.
Doch Sloweniens aktuelle Geschichtsschreibung verrät ja
ganz unverblümt auch einige der anderen Motive, die ganz im Einklang mit den
mörderischen nationalistischen Konzepten Europas im 20. Jahrhundert stehn.
So würdigt Albin Mikulic in seiner Denkschrift "1991
- War for Slovenia" den 1. Dezember 1990 als einen ganz besonderen Tag im kalten
Winter von Kocevska Reka, wo die MORiS Spezialbrigade erstmals in Formation stand. Eine
eigene slowenische Armee als Gegenpart zur Jugoslawischen Volksarmee.
Mikulic:
"... and helped fullfill a thousand-year-old dream for an independent Slovenian
state."
Ja, so verräterisch sind kleine Nebensätze. Denn das ist
ein historisch völlig unhaltbarer Unfug. Nicht einmal das großspurige Deutschland, das
in der Gefolgschaft Hitlers "Großdeutschland" sein wollte, und zwar gleich für
tausend Jahre, reichlich unterstützt von Österreichs Mitstreitern, nicht einmal dieses
Deutschland kannte knapp davor solche Ideen. Von einem "tausend Jahre alten Traum ein
unabhängiger Staat zu sein".
Derlei Träume werden nämlich noch nicht so lange
geträumte, fehlten noch unlängst völlig in den Vorstellungen der Menschen. Ich möchte
wetten, es gibt keine seriöse Quelle, die einen nationalistischen Diskurs Sloweniens in
genau diesem Sinne belegt, bevor das 19. Jahrhundert zu Ende ging.
Mika erzählte in der aktuellen Foto-Ausstellung von Tone
Stojko im "Pavelhaus",
sie hätten damals alle diesen formellen Schritt Sloweniens aus Jugoslawien auszuscheiden
im TV gesehen und seien schockiert gewesen.
Es ist ja keineswegs so, daß die folgenden Greuel, die
sich mit den serbischen Waffengängen im Kosovo schon angekündigt hatten, bloß eine
"innerjugoslawische Entwicklung" gewesen wären. Europa hat sich, wie immer,
umgehend eingemischt. Dabei nicht zu knapp im Vertreten eigener Interessen auf dem Balkan,
worin es ja in der Tat genau die tausend Jahre Kontinuität gibt, die Mikulic für
Sloweniens nationale Bestrebungen behauptet.
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