12. März 2005
Ich hab, mit Verlaub, inzwischen selbst schon etwas
Probleme, zu überblicken, wie die einzelnen Ereignislinien meiner mehrjährigen Arbeit
zum Genre "art under net conditions" zusammenlaufen und was alls da ist.
Weshalb ich nun beginne, das in kleinen "Skizzen"
überschaubar zu machen. Hier ist der Auftakt ...
Cut!
Was darf man sich den unter einer "Wuchtel"
vorstellen? Einerseits einen Fußball, der getreten sein will. Andrerseits einen Gag oder
eine Lügengeschichte, die "gedrückt", nämlich jemandem reingedrückt werden
will. Manchmal wird einem eine Wuchtel aufgelegt, so hübsch platziert, daß man sie
einfach treten MUSS.
"Wuchteldrücken" ist also ein manchmal
unterhaltsames, manchmal verschleierndes Geschäft. Klar, daß das Feld der Kunst auch
eines des Wuchteldrückens ist.
Eine Ewigkeit und drei Tage haben sich Kunstschaffende ihre
Aufträge von Fürst und Bischof geholt. Das hieß nach alter Auffassung, der Auftrag zum
Kunstwerk komme eigentlich von Gott. Vorgestern hat sich dann Idee von der "Autonomie
der Kunst" durchgesetzt. Daß ein Kunstwerk keinen "höheren Auftraggeber"
brauche, sondern aus sich selbst den Auftrag beziehen würde. (Autonomie = sich selbst die
Regeln geben.) Das ist eigentlich eine supa Sache. Mit einem bescheidenen Nachteil. Ist
der Auftraggeber weg, wer zahlt dann für die Arbeit?
Ah!
Es tut sich ein Problemfeld auf, daß Kunstschaffende, also
Künstlerinnen und Künstler, häufig in, hm, räusper, ähem, Diskussionsbesdarf stürzt.
Sowas wird sehr leicht eine Diskussion über Themen wie Leistungsaustausch, ideelle und
materielle Werte etc. Damit sind wir sehr schnell am Rande von Fragen wie Rolle der Kunst,
noch schlimmer: Rolle der Künstler (die Künstlerinnen schon wieder unterschlagen)
Kulturauftrag des ORF, Pflichten der Kulturpolitik und was sich sonst noch alles fürs
Kaffeesudlesen bzw. verwandte Orakel-Techniken eignet.
Denn daß "der Staat" heute Fürst und Bischof
abgelöst habe, bleibt eine eher nebulöse Annahme. Daß sich Kunstschaffende nach wie vor
gerne ganz in der Nähe jener aufhalten, die über Geld und Macht verfügen, leuchtet
völlig ein. Österreich hat darin eine längere und ernsthaftere Tradition als manch
anderes Land Europas. Aber genau DAS wird gerne und oft mit Leidenschaft verhüllt.
Nehmen wir einfach mal an, es gäbe eine gewisse
Korrelation zwischen der Nähe zu Mächtigen / Reichen und der rebellischer Attitüde von
Kunstschaffenden. Im Sinne von "Je abhängiger ich real bin, um so unabhängiger will
ich meinen Mitmenschen erscheinen."
Sie ahnen schon, solche Überlegungen stellt man in
Österreich besser nicht laut an. Denn die handeln ja von einer, ähem, gewissermaßen,
tja, neurotischen Situation. Wenn etwas permanent ganz anders erscheinen muß als es ist
...
Weshalb ich nun, aus Gründen der Höflichkeit, ein wenig
ausweiche. Denn im folgenden Exempel geht es weder um Kunst, noch um Österreich, aber die
Attitüde ist passend, um zu illustrieren, was ich meine. Im letzten "Spiegel" des vergangenen Februars
hat sich Schreihals Billy Idol
ganz anschaulich zur Frage von Unabhängigkeit geäußert:
Kommentar? Kein Kommentar! (Lacht hier jemand?) Ich
flüstere Ihnen daher zu: Wenn Ihnen jemand gar zu rebellisch von der Unabhängigkeit in
der eigenen Teilnahme am Kunstbetrieb redet, könnte das eine kräftige Wuchtel sein; die
Ihnen reingedrückt werden soll. Zeigen Sie sich in solchem Fall doch milde und spenden
Sie Trost.
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