1. März 2005

Ich geh in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. Und trenne vorher die Verbindung zum Web. Das ist eine etwas antiquierte Geste. Oder könnte tatsächlich von außen etwas auf meiner Maschine gemacht werden, in meiner Abwesenheit, was in meiner Anwesenheit nicht ginge? Natürlich nicht! Vielleicht ein letztes an Verfügungsmacht über diese vernetzten Systeme, daß man antiquierte Gesten beibehalten mag.

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Wie geht das? Genau so geht das. Da reichen wir uns die Hände, wo ich meinem Sohn aus einem tiefen Sessel heraus auf die Beine helfe. Als seine Hand in meiner liegt und ich zufasse, spüre ich daran, wie sehr er sich verändert hat.

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Landtagsabgeordnete Edith Zitz hat sich hier auf eine Inszenierung mit der von Musolf gestalteten "Exterritorialen Zone" eingelassen. In einem "Doppelfeature" der besonders definierten Räume. Denn nicht nur unsere Zone ist mit einem besonderen Kontext versehen.

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Der Briefkasten faßt einen speziellen Raum im öffentlichen Raum. Und ist der Ort eines besonderen Rechtes, nämlich des Briefgeheimnisses. Worin sozusagen die exterritoriale Zone der Gedankenfreiheit im öffentlichen Raum eine deutlichen Platz hat.

Noch dazu in dem von mir so geschätzten Gelb. Wie es sich durch einige meiner Projekte zieht. (Explizit als "Verkehrsgelb": RAL 1023).

Wir sind mit dieser Geschichte übrigens auf dem linken Mur-Ufer von Graz. Das ortlos-Architekt Ivan Redi als Ereignisort für das "high spirited networked city" festgelegt hat. Was wir in unserem Symposion im fahrenden Zug auch thematisieren werden.

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Zitz ist Kultursprecherin der steirischen Grünen. Mit einer ganz auffälligen Besonderheit. Sie ist die einzige Landespolitikerin, mit der ich in den einigen Jahrzehnten meines Weges durch die Kunst zu tun hatte, die von sich aus immer wieder das Gespräch mit den Primärkräften sucht. Was ein Verständnis von Politik markiert, das noch längst nicht allgemeiner Status quo im Land ist.

Kulturpolitik. Zurück nach Gleisdorf. Deren Fraktionen ich mir in den letzten Tagen auf ihre kulturpolitischen Optionen hin durchgesehen hab. Hier nun die Themenliste der ÖVP:

1) Absicherung der Stadt als überregionaler Tourneeschauplatz
2) Unterstützung von Nischen- und Zielgruppenproduktionen durch das Kulturreferat
3) Modernisierung des Kulturkellers in der Weizerstraße
4) Planung und Errichtung einer Multifunktionshalle für kulturelle Großveranstaltungen
5) Schaffung eines Probelokals für Stadtkapelle, Chorforum und Musik- und Theatergruppen

Der Punkt 2) folgt natürlich nicht zufällig dem 1er-Thema. Aber gibt er ihm auch ein reales Gegengewicht? Das wird noch zu prüfen sein. Denn ich lese ferner:

"Durch die Schaffung optimaler Gegebenheiten für Veranstalter, Künstler und Publikum und durch gezielte Akzente seitens des Kulturreferates im Nischenbereich wollen wir die Voraussetzungen für ein Kulturangebot schaffen, das sich deutlich positiv von dem vergleichbarer Städte abhebt."

Aber ich hab nicht die geringste Vorstellung, wie und mit welchen Mitteln das Kulturreferat diesen Vorsatz realisieren möchte. Zumal ich vor einem halben Jahr die Kulturreferentin Susanna Schrampf nach ihren Schwerpunkten und Vorhaben befragt habe. Darin ist die Passage "Wir haben kurz-, mittel- und langfristige Konzepte. (Interne Papiere, nicht öffentlich erhältlich.)" ein wenig ermutigendes Aviso. Angesichts zum Beispiel folgender Themenliste:

+) Blumenstecken
+) Nähkurs für Anfänger
+) Holzschnitzkurs
+) Handarbeitstechniken
+) Gesundheitsthemen
+) Lese-, Lyrik- und Musikabende in der Bücherei (die aus einer Diabetiker-Runde hervorgegangen sind)
+) Volkstanz und Volksmusik
+) Großes Thema Kommunikation (Streitkultur etc.)
+) Generationskonflikte
+) Ökumene

[Die komplette Notiz]

Aber Dinge müssen sich ja entwickeln dürfen. Und während uns die Politik wenigstens solche Features vorlegt, finde ich hier in der Region so gut wie kein Beispiel, in dem sich die "Primärkräfte", die Kunstschaffenden, mit Vorstellungen und Anforderungen zu Wort melden würden. Was also bedeutet: Politik löst sich nicht ein, wo nur "Politiké" spricht und "Polis" schweigt.

Muß ich annehmen, daß Kunstschaffende gerne am Händchen genommen werden würden?

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