18. Jänner 2005Gestern haben wir unseren Beitrag zum "Geburtstag der Kunst"
im nächtlichen St. Ruprecht an der Raab geliefert. Als Beitrag zur weltweiten Feier, die
auf den französischen Fluxus-Künstler Robert Filliou zurück geht, der dieses Fest 1963
eingeführt hat.
Die Botschaft "Fröhliche Honig Hoffnung!" ist
übrigens gedacht, Paraphrasen und Antworten zu initiieren ...
Cut!
Das ist eine der Obszönitäten, die
in diesem Lande nicht enden will. Nun trifft es den Sozialisten Caspar Einem. Diese
Anfechtungen. Das er schaden würde. Daß es unnötig sei. Er erlebt das als Leiter des
"Bundes Sozialistischer Akademiker". Weil er eine Studie über die mit Nazi
belastete Vergangenheit des "BSA" innerhalb der Zweiten Republik nun der
Öffentlichkeit übergeben hat.
(Quelle: "profil") So also geht das Österreich-Vernadern, das man bei uns
immer wieder mal beklagen muß.
Blödsinn!
Wofür standen denn Dr. Mengele und Eichmann? Wofür
standen all die kleinen Nutznießer, die sich mit einer flotten Denunziation oft nur
mäßige Vorteile verschafft haben, wofür dann Menschen über die Klinge springen
durften? Und wie viel Gewinn hat man hier aus dem Berauben, Versklaven und Töten von
mißliebigen Menschen gezogen? Gewinn, der ja teilweise erhalten geblieben ist und unseren
Eltern wie Großeltern half, die Reparationen für die Nazi-Barbarei etwas auszugleichen.
Da war dann eben auch eine Menge immaterieller Gewinn aus
all dem zu schlagen. Der meine Kindertage belebt hat. Diese erlesenen pädagogischen
Konzepte, die sich der Barbaren-Zeit verdanken. Diese kulturellen Irrläufereien.
Slavenhaß und Herrenmenschentum in neuem Gewand. Wie man das in harmlose Haut hüllt, hab
ich an meiner eigenen Familie erfahren. All das rigorose Umdeuten des Gewesenen.
Notorisches Legendenbilden. Diese ekelhafte Betulichkeit, mit der eine Kulisse der
Rechtschaffenheit vor all das gestellt sein will, was so unübersehbar aus der
Kontinuität der Barbaren-Zeit erwachsen ist.
Dieses Österreich möchte feiern. Will seinen Wohlstand
genießen. Will sich nicht in der angebrachten Offenheit daran erinnern, was selbst NACH
der Unterzeichnung des Staatsvertrages an Leichen in die Fundamente dieses Wohlstandes
betoniert wurde.
Immerhin hat Caspar Einem nun auf interessante Art einen
Stein ins Wässerchen der müden Karpfen geworfen ...
Cut!
Apropos Slawenhaß. Ich erinnere mich ja gut, wie
unspektakulär das daher kam. In so kleinen, eingeflochtenen Bewertungen, was das für
eine häßliche Sprache sei, das Russische etwa, auch wenn man die "Donkosaken"
gerne brüllen hörte, der ganze Jugobereich sowieso, das hab ich eben erst erzählt und
so neu bestätigt bekommen.
Die Friseurin, in deren Leben die Irritation nicht enden
wollte. Der verschwundene Vater, den sie nun in Beograd zu suchen beginnen will. Weil sie
endlich, als Dreißigjährige, erfahren hat, daß er ein jugoslawischer Gastarbeiter
gewesen sei. Davor hatte sogar die Mutter behauptet, es sei ein Italiener. Genau so ist
das hier gewesen. Diese Ressentiments gegen alles Slawische. Diese Scham für eigene
Verknüpfungen. Dieses Orakeln über düstere Horden, die uns überrennen wollen. Damit
bin ich aufgewachsen. Dieses Raunen hatte ich immer in den Ohren.
Und so kam es, unter anderem, daß viele von uns für die
Kultur unserer Mitmenschen, für die der näheren und ferneren Nachbarn, blind und taub
blieben. Jetzt, wo dieses Lähmungen aus etwa 150 Jahren deutschtümelndem Nationalismus
langsam, sehr langsam abebben, wo uns dämmert, daß wie ein postnationalistisches Europa
zu denken fähig werden sollten, wofür mir die EU auch nicht nicht all zu sehr in Form
erscheint, beginnt eine mühsame Suche.
Zum Beispiel nach den Realitäten hinter den Klischees von
den "inferioren Slaven" ... Wobei einem wohl auch die "Dokumentationsstelle für ost-
und mitteleuropäische Literatur" nützlich sein kann ...
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