31. Dezember 2004
Unter der Gazela-Brücke in
New-Belgrade laufen die Dinge ein wenig anders. Tanja Ostojiæ hat eben die Gypsies besucht.
Bei den Orthodoxen ist Weihnachten ein wenig später
als bei uns. Es soll auch schon vorgekommen sein, daß man hierzulande eine Muslima
gefragt hat, wann sie denn Weihnachten feiern würde.
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Wir sind also mit unseren
Nachbarn noch nicht so ganz auf Stand. Ich bin das
heute übrigens auch noch nicht. Aus trivialen Gründen. Nataša, wir sagen gelegentlich
einfach Doktor Saviæ, hat auf ihrem Weg aus Deutschland bei uns Zwischenstation gemacht,
um sich nach anstrengenden Diensten gründlich auszuschlafen. Für die verbliebene Strecke
nach Banja Luka.
Najaaa, das Ausschlafen ist freilich die Nebensache
gewesen. Es war eine Plauderei. Über das Leben. Und bis uns der Wein ausgegangen ist, war
die Nacht halb herum.
Das Berührendste, was mir aus ihren Erzählungen
erinnerlich blieb, ist die Geschichte von jenem Mann, dessen Körper, flächendeckend
tiefblau, wie ein einziges Hämatom ausgesehen hat. |
Man hätte vermuten können, es
habe ihn jemand systematisch verprügelt. Er offenbarte schließlich, daß er zwei Nächte
in einer mit kaltem Wasser gefüllten Badewanne verbracht habe. Um zu erfahren, wie es den
armen Leute gehe, wie er vorgab. Aber es kam letztlich zum Vorschein, daß er mit dem Tod
seiner Frau nicht fertig wurde.
Wie sehr das in unserer Kultur fehlt. Daß
jemand im Schmerz, in der Überwältung verläßlich Schutz finden könnte ...
Was hab ich noch von meiner Fahrt mitgebracht?
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