21. Dezember 2004Ich lese es an vielen Stellen. Die hübsche Beleuchtung der Städte
solle Richtung Besinnlichkeit auf die Sprünge helfen. Was für ein schwacher Beitrag! Was
für eine Heuchelei!
Immerhin darf nun schon mal VOR
Weihnachten zur Sprache kommen, daß in Österreich die Neigung zu Suchtverhalten wächst.
Konsum als Befriedigung dieses Suchtverhaltens. Das deutet ja wenigstens an, wovon dieses
ganze Stillste-Zeit-im-Jahr-Geschwätz schweigt.
Dieses
Adventsingen-Karl-Heinrich-Waggerl-Heimatdichtungs-Tannenduft-Gerede. Das zudecken soll,
was ohnehin durchbricht. Die Konsequenzen der Heuchelei. Die Not in den Herzen, ganz frei
von moralischen Konzepten betrachtet, irgendwie buddhistisch gesehn: wie eben alles seine
Folgen hat und nichts ohne Bedeutung ist. Da drängen sich Dorfhonoratioren ins Blickfeld und verstellen die Sicht. Worauf?
Und ihre feine Gefolgschaft. Da stellt sich eine "Frauenbewegung" per Hochglanzfoto
heraus, eine Runde älterer Damen beim Keksbacken, da denke ich mir: das haben wir Jungs
gut hingekriegt! Nach all den Zeiten unserer Vorherrschaft meint "Frauenbewegung", soweit sie im Kleinstädtischen Akzeptanz hat,
Keksbacken. (Aus Charity-Gründen.)
Alles Zudecken. Bloß das Schweigen nicht brechen.
Dabei wissen wir alle längst: Schweigen tötet. Entweder in Raten oder auf einen Schlag.
Kommt drauf an, worum es grade geht.
Zum Beispiel! Dobriana Petkova, "Expertin zur
Bekämpfung von Frauenhandel" bei "Care", berichtete etwa letztes Wochenende im "Standard":
He! Nicht erschrecken, Leute! Wir sind alle arme
Zwiebelchen, nehmt Euch das nicht übelchen. Es muß sich ja niemand von uns dem
Schrankgroßen Pistolero des narbengesichtigen Paten in den Weg stellen, damit sowas
aufhört; oder wenigstens weniger wird.
Einfach: das Schweigen brechen. Oder wenigstens: das
verhüllende Geschwätz einstellen. Das fände ich angenehm. Den Falschmünzern nicht mehr
als Statisterie dienen. Sichtbar werden lassen, was IST ...
Ich wünschte: Hören Sie auf Kekse zu
backen, meine Damen. Verlangen Sie statt dessen, was Ihnen zusteht. Jenen Anteil an
Position und Stimme im Gemeinwesen, den doch eine betagte und situierte Dame müßte
verlangen können, ohne daß sie gleich Exkommunikation zu fürchten braucht.
Und den großmäuligen Honoratioren kann man
eigentlich nur zurufen: Haltet endlich die Fresse! Das ist ja peinlich!
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