15. Dezember 2004Das greift nun offenbar um sich. Der Herr Jörg Vogeltanz hat sich eben in
einem Salon im oststeirischen Gleisdorf eine Haarverlängerung angedeihen lassen und
ersucht, ihm eine "Frisur á la
Elfriede" zu fertigen. Worauf man ein Lehrmädchen in die nahe Buchhandlung schickte, in der mit einem
Plakat des Rowohlt-Verlages (Bildnis der Fraue Jelinek) ausgeholfen wurde. Worauf
die wackere Gleisdorfer Friseurin dem Anliegen des Herrn Vogeltanz nachkam.
Cut!
Veronika Dreier
schrieb:
"hallo martin, ist das das neue styling
für 2005? lg. veronika"
Man sieht: aus diesen Haaren ließe sich etwas machen:
Michael Mastrototaro von Machfeld (international Arts and Culture Society) bekennt:
"hi! ich denke, ich werde mir auch so eine schoene
frisur machen lassen. lg mastro"
Cut!
Soldatische Männer. Ästhetisierung der Gewalt. Als
Treibmittel des Faschismus. Ich habe unlängst erwähnt, ich würde das mal in Hitlers
"Mein Kampf" nachschlagen. Der "völkische Staat" müsse auf die
"körperliche Ertüchtigung" setzen, empfahl der GRÖFAZ (Größter Führer
Aller Zeiten) im Abschnitt, der eine unmißverständliche Kopfzeile trägt: "Das Heer als letzte und höchste Schule"
Wen würde überraschen, daß dieser Abschnitt mit
folgendem Satz endet:
"Das Ziel der weiblichen Erziehung hat
unverrückbar die kommende Mutter zu sein."
Seite 277 nennt in der Kopfzeile: "Gesunder Geist nur im gesunden Körper".
Woher hatte er das? Er bezog sich auf das antike Gymnasium
und beklagte, man habe "bei unserer heutigen
Erziehung vollkommen vergessen, daß auf die Dauer ein gesunder Geist auch nur in einem
gesunden Körper zu wohnen vermag."
Hm. Von den Vorsokratikern hat er das nicht. Hab ich Platon
so schlampig gelesen? (Hat Hitler Platon so gründlich gelesen?)
Ich mißtraue diesem Konzept. Denn ein eher leise
gespieltes Faktum ist ja, daß die alten Zausel, wie schon erwähnt, ein ganz solides
sexuelles Begehren nach gut gebauten Jünglingen gepflegt haben. Bei erhöhtem
Testosteronspiegel sind wir Jungs bekanntermaßen eher schwärmerisch als sachlich.
Daher würde ich den Denkern des antiken Griechenlands,
soweit sie überhaupt sich mit dem Zusammenhang von erlesenem Geist und gesundem, wohl
auch hübschem Männerkörper befaßt haben, die sexuelle Erregung gutschreiben. Um sie
ihrer sachlichen Einschätzung abzuziehen. Außerdem vermute ich ohnehin, daß Hitler hier
die Kolportage über einen römischen Satiriker auf die griechische Antike
rückübertragen hat. Was schlampige Schwätzer bis heute tun.
Das Ergebnis der Inszenierung verrät die Intention:
schön, belastbar und gefährlich. Oder: zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl und flink wie
Windhunde. Wer auf diese Art für Schlachten bereit sein soll, also auch für das Grauen,
das ihn selbst darin jeden Augenblick erfassen kann, sollte sich dieses Grauen schönreden
dürfen. Das hilft bei der Zurichtung der Menschen.
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