4. Dezember 2004

Das Original befindet sich in Dresden. Raphaels Sixtinische Madonna, die einst den Hochaltar von San Sisto in Piacenza geschmückt hat. Zu Füßen dieser Madonna lümmeln diese zwei Putti, denen ich unlängst in Gleisdorfer Schaufenstern nachgegangen bin. DAS ist Weihnachten, daran besteht wohl kein Zweifel. Und ich fühle mich in diesem Ramschladen, zu dem eine ganze Stadt im Dezember verkommt, durchaus wohl.

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Es offenbart sich ja auch die Spiritualität dieses Ramschladens mit blendender Unmißverständlichkeit. (Vielleicht sollte ich noch eine weiterführende Ramsch-Recherche vornehmen, man kann sich an diesen Dingen auf kindische Art erfreuen.)

Ich hab hier eine Website entdeckt, die das in bestechender Klarheit spiegelt. Das Reich der geschwätzigen Elisamara, die per "Eine kleine Affirmation zu Beginn" in ihren "Lichtwelten" gleich zur Sache kommt ... Und genau in diesem Stile wird hier downtown inzwischen Unterstützung zur Lebensbewältigung angeboten. Da isses dann auch schon wurscht, wenn wir nach den Kriterien der Pisa-Studie runterkrachen, daß es staubt. Die ganze Stadt (und nicht nur diese) belegt: die Falschmünzer haben recht.

Cut!

Während der Winter hier frühlingshafte Tage bringt, hat Sergey in Piter ganz andere Verhältnisse. Ein SMS aus der Nacht:
"*long distance howl* :) St. Petersburg ... 30 minutes past twelve that not so friendly autumn. 30 minutes of winter ... a NEW winter? Snow ... Snow ...Yellow electric light ..."

Nicht auszuschließen, daß die Jungs in Rußland grade ein Fläschchen Samargon aufgemacht hatten.

Weil ich grade in Gedanken bei den Russen war, Andrej ist mir völlig aus dem Blickfeld verschwunden. Aber ich sehe: im Web ist er noch ... wie praktisch!

Cut!

Liina Trishkina mailte aus Estland, anläßlich Vlados eingeschneiter Spirale:
"I am sure some strange but great things are happening around this place in
those dark nights."

Ich hab nicht den geringsten Zweifel, daß das geschieht ...

Cut!

Brothers in Arms. Streitlustige Gockel, die ihr Konzept von Ehre auf Degen und Pistolen prüfen. Quer durch Europa versuchten Herrscher in der Hochkonjunktur des Duells, im 18. und 19. Jahrhundert, diese Unart mit drakonischen Strafen einzudämmen. Lange Zeit mit nur schwachem Erfolg. Die erregten Männchen schlugen sich aus gewichtigen und lächerlichen Gründen in die Büsche.

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Bis heute begegnen wir Männern mit zerhackten Gesichtern, die ihren Problemen zu einem soliden Selbstverständnis als Mann zu kommen mit Klingen Beine machen. Wie man es auch dreht, im Fokus steht immer wieder jene aristokrtatische Pose: soziale Distanz zur Menge herzustellen.

Und diese Pose klappt offenbar nicht ohne die symbolische Erektion des gezückten Degens, der in Anschlag genommenen PumpGun ...

So spricht bei Edmond Rostand Cyrano de Bergerac zu seinem Kontrahenten Valvert unter dem Jubel der Passanten:
"Greif ich meine blanke Waffe, / Und zu meinem Gegner sprech ich: / Sieh dich vor, geputzter Affe! / Denn beim letzten Verse stech ich."

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