1. Dezember 2004

Ich habe unlängst gemeint, man müsse angesichts der Bush-Administration und der Politik-Inszenierung, wie sie etwa ein Arnold Schwarzenegger vorlegt, wieder einmal über präfaschistische Zusammenhänge nachdenken. Aber so weit braucht man nicht zu gehen ... über das Meer.

Auch wenn der steirische Kultur-Hofrat Richard Kriesche die Blicke dorthin prüft und Arnies Karriere inzwischen erneut via öffentlichem Kommentar als Referenzprojekt vorgeführt hat. Kriesche im ersten Kommentar (*Richard Kriesche bricht eine Lanze für "Arnie"*):

"Schwarzenegger hat in Wirklichkeit eine Größe erreicht, die sich der Österreicher nur in Form des eigenen Größenwahns zugesteht. Schwarzenegger wird zur Projektionsfläche für die eigene Inferiorität."

Aber nein! Ganz im Gegenteil! Er ist selbst das, was sich hier projizieren will. Er ist der Typ des "Volkstribuns", dessen scheinbare Größe aus der Anbiederung nach außen und knallhartem Geschäftsgeist nach innen erwächst.

Aus einer fast maßlosen "Aufstiegswut" des Kleinbürgerkindes, das ja, wie inzwischen klar ist, nicht weniger als "mächtigster Mann der Welt" werden möchte. Um ihm dieses Ziel zu ermöglichen soll Amerika sogar seine Verfassung ändern. (Ich denke, man muß in unserer Kultur kaum etwas so sehr fürchten wie "radikale Aufsteiger".)

Wobei Arnies Popularität sich ja hauptsächlich der Vermarktung kommerzieller Posen verdankt ... aus einem Repertoire abgeleitet, das man (polemisch verkürzt) als Fach des Totschlägers und "Schönen Wilden" skizzieren kann. Was auf tragische Art bedeutet: hier hat sich der Kleinbürger aus dem eigenen Empfinden von Inferiorität heraus zur übermenschlichen Heldenfigur aufgebläht. Warum das gerade ein Medienfachmann wie Kriesche nicht sehen will, diese Vorgeschichte, die man heute in jedem durchschnittlichen Filmlexikon auffinden kann, ist erstaunlich.

Gerade diese Vorgeschichte über bescheidene Herkunft, Gefühle der Demütigung, brennendes Verlangen nach Größe etc. etc. enthält einige Details, die Arnie mit dem Langzeit-Arbeitslosen Adolf Hitler teilt. Aus dessen Tagen, da der noch nicht der "Größte Führer Aller Zeiten", kurz: GRÖFAZ gewesen ist.

"Der Standard"-Lektüre führt uns aber nicht nur Kriesche als Arnie-Adoranten vor. Sie zeigt zum Beispiel auch:

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Dem Herrn Strache muß es natürlich frei stehen, männliche Schlagkraft in Waffen als "Problembewältigungsstrategie" zu pflegen. Das ist zwar höchst degoutant, aber es sollte Privatsache bleiben. So lange nichts geschieht, was die Polizei beschäftigen müßte.

Doch als namhafter Funktionär der vaterländischen FPÖ, als formeller Repräsentant der "Politiké", mit so einer Sache über geraume Zeit durch die Medien zu geistern, ist ebenso skandalös wie unakzeptabel.

Die VORBILDWIRKUNG von formellen Autoritäten, vor allem als Legitimation für all die Nebenerwerbs-Barbaren, ist so desaströs.

Denn dieses Bild des Fechters, der auf dem "Paukboden" Differenzen klärt, entstammt dem Konzept des "soldatischen Mannes", bei dem gediegene Waffenfähigkeit, Unerschrockenheit, natürlich auch einige Erfahrung, jemandem auf solche Art zu überwinden, als geeignet behauptet wird, eine Art von "Wahrheit" herzustellen.

Diese Art der Mannbarkeit, tja, schauen wir doch mal, ob so ein Kerl überlebt, wenn man ihn vier Tage mit einem Kleinkind allein läßt, vor allem aber: ob das Kind die vier Tage überlebt, genau solche Mannbarkeit ist das Fundament von Auschwitz gewesen.

Genau diese Art der "Tatmenschen", deren Ego sich an einer Idee von Ehre hochhält, welche mit Blankwaffen gereinigt und geschützt sein will, sind der Rohstoff des Faschismus als Massenbewegung.

Das IST präfaschistische Gymnastik, aus der junge Männer seit vielen, vielen Jahrzehnten die richtigen Schlüsse ziehen ... im Sinne einer "Schule der Barbaren".

Das ist genau die Geste des aufgeplusterten Gockels, der kräht: "I'll be back!" Ob mit der Blankwaffe oder mit der Pumpgun ...

Übrigens: genau jenes Arsenal, mit dem dann auch im Alltag Ex-Ehefrauen oder Ex-Freundinnen exekutiert werden. Wir lesen ja inzwischen wöchentlich über solche Vorfälle. Und es kann kein Zufall sein, daß dabei die gleichen Posen von den Tatorten kolportiert werden, wie man sie aus Action-Filmen kennt.

Cut!

Auf meinen Wegen über die Felder komme ich unter einer Autobahnbrücke durch, wo sich jemand hervorgetan hat, zu dem ich -- falls es ein Bursche ist -- sagen würde: DAS ist ein Kerl!

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