12. Oktober 2004

Was ist das bloß mit meinen Landsleuten? Daß einen sonntags im ersten Anlauf um sieben Uhr morgens, im zweiten um acht Uhr morgens heftiges Kirchenglockengeläute aus dem Schlaf zu zerren versucht ... naja. Da preisen wir eben das christliche Abendland, das sind wir der ältesten Firma der Welt schuldig.

Sonntag nachts, als Draufgabe, die Sirene. Was in Gleisdorf meist nicht FEUER bedeutet, sondern daß es auf der Autobahn schon wieder gekracht hat. Gut, es regnet, da muß man verstehen, daß manchmal jemand bei 160 die Kontrolle übers Auto verliert.

Gleisdorf ist eine ruhige Kleinstadt. Vor allem gegen Mitternacht. Da ruhen die Menschen, da ruht der Verkehr, da spiegeln sich die Lichter der Straßenlaternen auf dem nassen Asphalt. Und ein einsamer Helfer, der von seiner Sirene zur Pflicht gerufen wurde, fährt mit plärrendem Folgetonhorn durch die leeren Straßen ...

Cut!

Hubsi Kramar denkt über "politisierende Künstler" nach, was in Österreich so eine Konnotation der Anrüchigkeit hat. Worüber man sich wundern muß. Daß in einer RES PUBLICA politisch bewußte und exponierte Menschen als anrüchig gelten ... sofern sie nicht gerade formell einer Partei zugerechnet werden müssen. Kramar:

>>Der Leitartikel der Presse (vom 9. Sept) -- von Michael Fleischhacker (was für ein Name - nomen est omen) ist furchteinflössend ... Schon die 2. Überschrift:
"Der angemessene Umgang mit politisierenden Künstlern. Eine -- noch -- ungelöste Frage"

Dieser Satz -- vor allem das "NOCH" -- klingt unheimlich. Vielleicht bin ich übersensibel -- für mich heißt dieses "angemessen gelöst":
Wenn die "Nestbeschmutzer", die beim Schulterschluß der anständigen Österreicher nicht mitmachen, zum Schweigen gebracht worden sind. Im letzten Absatz wird Herr Fleisch-hacker besonders bedrohlich ... "Sie könnte durchbrochen werden, wenn politisierende Künstler mit dem Eintritt in die politische Arena die dortigen Spielregeln respektieren."

Die "Spielregeln respektieren" bedeutet doch die Spielregeln der herrschenden politischen Klasse einhalten: lügen, betrügen, schweigen, intrigieren faule Kompromisse schliessen, sich für jede Gemeinheit und Schweinerei hergeben etc. etc... Du arme österreichische Bevölkerung -- die gemeinsten Halunken geben den Ton an. Und welchen Ton ...<<

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Der "politisierende Künstler" Hubsi Kramar im Gespräch mit Harald Baloch,
vormals Medienberater von Steiermarks Bischof Weber.

Cut!

Auf einer Website der vaterländischen FPÖ fand ich folgende Passage zur Kultursprecherin dieser Partei:

"Partik-Pablé: Kann in den Jubel über Jelinek nicht einstimmen / Man soll nicht vergessen, dass Jelinek Österreich seit Jahren in den Dreck zieht"

Nun. Wie macht man denn das? Ein Land in den Dreck ziehen. Wo packt man es da an, das Land? Und von welcher Art ist dieser Dreck, in den man ein ganzes Land tauchen kann?

Während die "Liebe Elfriede!" äußerst präzise formuliert, höchst genau ihre Gründe nennt, scheint es zu den von Fleischhacker (oben) angedeuteten "Spielregeln der politischen Arena" zu gehören, daß völlig unscharfe Gefühlsprosa ausgeworfen wird, um mißliebige Menschen zu desavouieren.

Denn so eine schlampige Vorhaltung wie "ein Land in den Dreck zerren" läßt ja keinen Einwand zu. Keine Debatte. Solches Geplärr von Polit-Hooligans tönt eben auch. In der politischen Arena. Die RES PUBLICA heißt. Und nicht "Parlamentsklub" oder so ähnlich.

Was also bedeutet: die "Liebe Elfriede!" und andere SIND ja in der "politischen Arena" anwesend, HÖCHST anwesend. Und gestalten die Spielregeln mit, statt die Politik bloß den PolitikerInnen zu überlassen.


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