3. September 2004

Gröller hat sein "Fotomobil" kräftig in Fahrt gebracht. Da kann man sich jetzt schon passabel um die halbe Welt tragen lassen.

Cut!

Grond ist wieder aufgetaucht. Schrieb mir:
>>Lieber Martin, ich hab mich in deinem Logbuch treiben lassen, und was für eine Koinzidenz: ich strecke meine Fühler auch nach Belgrad aus, möchte dort eintauchen, und wie immer, Schuld daran trägt ein Roman, hab schon die Fühler zu Dragana ausgestreckt.<<

Dragana Dimitrijevic. Die ist mir irgendwie verloren gegangen. Weiß jemand, wo sie steckt?

Gronds Haus steht an der Donau. Da hab ich das zum ersten Mal erlebt. Du sitzt im Wohnzimmer, denkst dir nix, auf einmal wird das Fenster von einem vorbeiziehenden russischen Schleppkahn belebt. Verblüffend! 

Cut!

Beograd (5)

Zidani Most hatte ich als Station für "The Junction" genutzt und eine Arbeit zu den Performances von Tanja Ostojic deponiert. Das "Paparazzo-Package". Es enthält übrigens eine Einladung die Geschichte weiter zu erzählen. Die Fotoserie ist inzwischen auch im Web deponiert. HIER. Damit lagen diese Aktivitäten vorerst hinter mir. Um neuen Begegnungen Platz zu machen.

Die Bahnstrecke führt über Novi Beograd, wo Mihael Milunovic zuhause ist. Ich hatte ihn durch Tanja kennen gelernt und in Wien wieder gesehn.

Bevor man die Save überquert, kommt man an den Slums vorbei. Mika und Goran holten mich vom Bahnhof ab. Als ich ihnen eine Nachricht sandte, ich würde vor der Lokomotive stehen, haben sie mich vor "der" Lokomotive gesucht. Bei der ich freilich NICHT stand. Sie hatte jenen legendären "Blauen Zug" gezogen, mit dem Marschall Tito durchs Land gereist war.

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Ich kam schließlich im neunten Stock in einem der "Türme von Zemun" an. Was mich sehr an meine Kindheit erinnerte, da ich in solchen Hochhäusern aufgewachsen bin. Die waren allerdings nicht einmal halb so hoch wie diese 20stöckigen Kästen.

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Und dahinter die Donau. Breit. Wuchtig. Goran sagte mir gelegentlich, hier am Wasser habe es einen ganz eigentümlichen Geruch, der für ihn Zuhause bedeutet. Wenn er weg ist und zurückkommt, dann ist dieser Geruch das erste, was ihn erreicht.

Zemun. Wenige Schritte von hier fielen Bomben. Ich konnte mir später auch anschauen, wo die Amerikaner versehentlich die chinesische Botschaft bombardiert haben. Ist ja nicht so, daß die im dicht verbauten Gebiet stünde. Der Pilot muß besoffen gewesen sein. Deren Satellitennavigation muß eine Streuung wie ein alter Gartenschlauch gehabt haben. Dabei kriegen sie sonst die Nummerntafeln von Autos scharf aufs Bild. Oder das war alles ganz anders.

Zwischen diesen Häusern an der Donau läuft meist bis gegen Mitternacht das Leben auf Hochtouren. Mit einem ganz starken Basketball-Anteil. Wo keine Metallrohre als Sperren in den Boden gerammt sind, parken Autos auch auf Gehsteigen. Ein kleiner "Dragstore" hat rund um die Ohr geöffnet. Die Müllabfuhr kommt spät in der Nacht. Am Tag, das merkte ich bald, war es für diesen Job einfach zu heiß.

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