Beograd (1)
"Beschweren sie sich bei den Serben!" Sagt der Slowene. Zu mir. Worum es ging? Völlig egal. Fest steht, daß es
da mit Sprödheiten zugeht. Denn nach Beograd zu gelangen verlangt ja das passieren
mehrerer Grenzen. Wieder zurück zu kommen ist auch nicht gar so einfach. Wenn man sich
nicht gar so schlau anstellt.
Aber. Was ich hinreißend fand. Ich habe in der Karadjordjeva
gewohnt. Und zwar genau auf jenem Areal von Zemun, wo einst eine der ersten
Automobilfabriken Yugoslawiens bestandend hatte. Goran, mein Gastgeber, ein angehender
Ingenieur, wußte das natürlich, deutete zu seiner Küche und meinte: "Genau hinter
dieser Wand."
Wer hier schon mal ein wenig geblättert hat, weiß ja, daß ich ein
besonderes Faible für die Geschichte des Automobilwesens habe.
Ich finde die cyrillische Schrift sehr anziehend. Die mir langsam
vertrauter scheint, mich aber ständig wieder ins Stolpern bringt. Weil manche Zeichen
gleich aussehen wie lateinische, aber ganz andere Bedeutungen haben. Weil es andere
Zeichen gibt, die einen Laut wiedergeben, für den wir wenigstens zwei Zeichen brauchen.
Weil man also in komplexere Situationen verstrickt ist.
Ich bin recht überzeugt, daß Menschen, die wenigstens zwei
verschiedene Codes benutzen und dann womöglich auch noch mindestens zwei Sprachen,
zwischen all diesen Optionen zuhause sind, daß solche Menschen ... irgendwie ...
ausgeschlafener sind. Denn das macht was mit jemandes Wahrnehmung.
Übrigens: Vibraphonist Berndt Luef war grade vor
mir da. Hier sein Bericht
aus dieser Stadt.
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