8. August 2004 Es gibt
Sätze, die haben einen unwiderstehlichen Charme. In der Nähe eines Baumarktes hab ich
heute sagen gehört: "Das bringt sich nix."
Wie abstoßend sind dagegen Fachleute, die zum Beispiel
sowas sagen können: "Die Multioptionalität des neuen Gastes ..."
Hier noch ein kleines Rätsel: "Weißes,
Buntes und moderne Fasern." Wovon mag die Rede sein?
Cut!
Josemaria Escriva de Balaguer, der Gründer des Opus Dei ... war ein
"Schmerzensmönch". Im "profil"
konnte man unlängst Stahlrute und Stachelband sehen, mit denen geübte Anwender sich aus
Alltagsverfassungen heraushebeln. "Bußband" und "Bußgeißel" heißt
das korrekt und wird im Dokument "Opus Dei: Vorwürfe
und Antworten" so vorgestellt:
"Diese beiden Übungen körperlicher Aszese waren bis vor wenigen Jahrzehnten in
der katholischen Kirche weit verbreitet und sind nach wie vor gebräuchlich."
Es sind Werkzeuge, mit denen man sich selbst verletzt, die Integrität der
intakten Körperoberfläche aufbricht. Abartig? Aber nein! Bloß! Intentionen und
Hintergründe sollten dabei nicht unscharf bleiben, wenn eine Gruppierung so effizient in
Richtung spirituellen und politischen Einflusses vorgegangen ist.
Salopp formuliert: In einer Demokratie möcht ich halt wissen, wie die
Leute ticken, die großen Einfluß haben ...
Selbsterhöhung durch Selbsterniedrigung ist eine bewährte Praxis.
Schmerzerfahrungen als Mittel, um sich in "andere Zustände" zu bringen, sind
vermutlich in allen Kulturen auf unterschiedliche Art bekannt. Solche Möglichkeiten
werden zusammengefaßt, wenn man Schmerz als Lust zum Klingen bringt. Das mag eine stark
sexuell gefärbte Lust sein, das mag andere Formen meinen, egal ...
Es sind auf jeden Fall Arten der Grenzgänge, die IMMER von einem Kippen ins
Pathologische bedroht bleiben. Darin liegt ja auch das Wesen von Grenzerfahrungen. Daß
sie sich erst auftun, wenn sichere Kontrolle aufgegeben ist.
Wer privat die Risiken auf sich nimmt, solche Grenzzonen aufzusuchen, darf erwarten,
dabei nichts in den Weg gelegt zu bekommen. Ob auf subkulturellen, ob auf mönchischen
Pfaden, das Berühren des Extremen muß einem freistehen. Als frei gewähltes Vorhaben.
Auf den Punkt gebracht: wer politische und spirituelle Autorität beansprucht, wer
dabei Grenzgänge schätzt, die einen in die Nähe des Pathologischen rücken können, hat
in einer Demokratie die VERANTWORTUNG, im Bedarfsfall zu ANTWORTEN.
Etwa auf die Frage, wie man es denn mit so gefährlichen Praxen halte und welche
Prinzipien man daraus ableite, um sie seiner Gefolgschaft zu empfehlen ...
Cut!
Gerade war Wundrak mit
mir auf der Strecke. Als Mastermind der "Smart Metal Hornets"
verfügt er über langen Atem, den man auf solchen Routen gut brauchen kann.
Und Musolf sprüht. Ideen. Arbeitet intensiv ... In seinen präzise
gefügten Päckchen langen feine kleine Objekte bei mir ein, die beständig an meiner
Arbeitsdisziplin rütteln. Denn ich muß die Stücke ja wieder hergeben, hinaustragen ...
Selbtgewählte Regeln ...
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