9. Juni 2004

Awmerikanische Wissenschafter haben dem Kriegsminister Gutachten geliefert, wonach die Folter von Gefangenen zulässig sei. Woran erinnert mich das bloß? Wie viele Wissenschafter hatten sich den Nazi-Barbaren mit günstigen Gutachten und anderen Gefälligkeitsarbeiten angedient?

Was war die Lektion aus der Normandie, Boys? Wofür sind all eure Väter damals geschwommen? Und so viele von ihnen verreckt? Artikel 5 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte besagt:

"Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.“

Cut!

Fest steht, ich hau jetzt einige Tage ab. Die letzten Züge des Wahlkampfes zu versäumen erscheint mir als Wohltat. Sollte mich im Süden jemand nach meinem Land fragen, werde ich es vernadern. Denn dieses Affentheater ist unentschuldbar. Nein. Erstens wird niemand danach fragen. Zweitens werde ich nicht daran denken wollen.

Ich hab die Polen-Geschichte ja noch gar nicht fertig erzählt. Sowas ist mir schon mal passiert. Nach zehn Tagen Rußland bin ich überhaupt nicht dazu gekommen, die avisierte Geschichte zu schreiben.

Das hat dann alles aber auch irgendwie seine Richtigkeit. Denn das Leben ist nun mal das Leben und mag den Texten gelegentlich davonrennen. Okay? (Na sicha!) Also pack ich meine Sachen, fahr den Computer runter und wende mich von den Geschichten ab, dem Leben zu. Bis bald!

Cut!

Hier noch Post von Hans Fraeulin ...

log128.jpg (21052 Byte)

Jörg Vogeltanz: "Joycean Scepticism" (Hans Fraeulin & Berndt Luef)

Am 16. Juni 2004 wird in der ganzen Welt mit teils vergnüglichen, teils spektakulären Ereignissen Bloomsday 100 gefeiert. Das Jubiläum geht auf den Roman von James Joyce „Ulysses“ zurück, der Odyssee an einem einzigen Tag durch Dublin vor genau hundert Jahren. Mit seinem Roman setzte Joyce seiner Heimatstadt ein außergewöhnliches literarisches Denkmal und wurde dadurch weltberühmt. Sein emanzipatorischer Ansatz, die Dinge beim Namen zu nennen, markiert den Beginn eines langen Prozesses der Befreiung der Gesellschaft von Prüderie, Bigotterie und Doppelmoral, denen besonders die Frauen ausgeliefert waren. Im Schlusskapitel (Penelope), dem grandiosen Monolog der Molly Bloom über 74 Seiten ohne Punkt und Beistrich macht Joyce den Frauen Mut, sich für ein eigenes erfülltes Leben einzusetzen.

Das Grazer Pick-up Theater will sich diese einmalige Gelegenheit, international Beachtung zu finden, nicht entgehen lassen, hat allerhand zu Bloomsday 100 vorgeplant und sich als Verein neu konstituiert. Im Vorstand Hans Fraeulin, Autor und Regisseur, Irene S., Schauspielerin, Sängerin und Kabarettistin, Henrik Sande, Komponist und Musiker und Hermann Hendrich, Schriftsteller und Filmemacher.

Die desaströse Kulturpolitik von Stadt und Land hat einige unserer hochfliegenden Pläne zu Makulatur werden lassen. Damit aus einem virtuellen Ereignis (www.kultur.at/bloom) ein wirkliches Ereignis wird, wollen wir wenigstens Molly Blooms Monolog mit Irene S. in Szene setzen, und zwar unter freiem Himmel am Sitz des Theaters im Stiftingtal, bzw. am Schauplatz LKH-Eingangszentrum. Im Rahmenprogramm werden die Smart Metal Hornets aufspielen. Es wird Hörproben aus dem Ulysses und Filmvorführungen geben, welche auch der Frage nachgehen: Wem gehört die Stadt? Für den Auftritt der stärksten und heißesten Frauen der Welt werden noch Kandidatinnen gesucht, welche sich für Feuerspucken und Kettensprengen interessieren.

Am 14. und 15. Juni wird es Voraufführungen geben, am 17. Juni ein Nachspiel, eventuell weitere Theaterabende im Sommer. An Bloomsday selbst sind zusätzliche Attraktionen geplant, sofern sich dafür genügend Sponsoren finden. So soll eine Museumstramway zwischen Hauptfriedhof und St. Leonhard pendeln, wobei allerhand Einfälle und Zwischenfälle für Abwechslung sorgen werden. Auf der letzten Fahrt nach St. Leonhard wird eine Trauergemeinde zusteigen. Der anschließende Trauerzug geht erst über die Freitreppe ins LKH und dann mit Leich zum Friedhof von St. Leonhard. Der Eindruck, es würde damit die Grazer Kulturpolitik zu Grabe getragen, wäre rein zufällig. Dafür sorgt schon die Leich, Paddy Dignam, welche sich nicht begraben lassen will. Denn eigentlich geht es um die Wiedererweckung und die gebührende Beachtung des Grazer Kulturlebens in der internationalen Öffentlichkeit. Hermann Hendrich sorgt mit einer 2nd Unit für eine optimale Dokumentation in Digital Video.


[kontakt] [reset]

24•03