30. Mai 2004

Was ist ein „Vaterland“? Ein „vaterländischer Trick“. Eine ideologische Konstruktion, deren Karriere sehr kurz war ... historisch betrachtet. Heute ist das bloß noch ein Gegenstand privater Ressentiments. Und genau dadurch gut geeignet, um zum Treibsatz für Retro-Politik zu werden. Denn diese Vaterlands-Nummer ist ein Kompensationsgeschäft Mächtiger, um jene herumzukriegen, aus deren Existenz die Bedingungen der Macht geschürft werden, wie sattes Erz aus dicken Adern.

Der Begriff kursiert grade wieder in den Gazetten ... Die vaterländische Blödheit der Zuweisung „Vaterlandsverräter“ reißt noch nicht ab. Vielleicht hat das ja seine Vorteile. Vielleicht erinnert es daran, was an Vorstellungen und Bildern im Lande noch präsent ist. Und wie tief in die Werkzeugkiste des Nationalismus exponierte Politiker immer noch zu greifen bereit sind. Obwohl Europa, das nun ein neues sein möchte, unter Nationalismen reichlich gelitten hat.

Der so ausgewiesene „Vaterlandsverräter“ hatte sich per Brief EU-Abgeordneten zuneigte, die während der ersten schwarz-blauen Koalition für Sanktionen gegen Österreich eingetreten waren. Wie klug und nützlich diese Sanktionen waren, bleibt eine Frage. Daß man offen gegen Schwarz-Blau auftrat eine andere.

Einer der Gründe für diese Sanktionen war die Überzeugung. Österreichs rechtspopulistische FPÖ habe keine ausreichende Distanz zu den menschenverachtenden Seiten der „vaterländischen Zeiten“. Was deren Trommler nun ja wieder einmal belegt. Ich hab schon behauptet, diese Vaterlandsnummer müsse wohl den Ersten Weltkrieg als Gelegenheit für erste Konjunkturen gehabt haben. Denn zu Kaisers Zeiten gab es keine „Nation“ im heutigen Sinn, sondern das "Reich" mit überaus wechselhaften Dimensionen und Anteilen. Es entstanden Debatten über das "Vaterländische"  wesentlich wohl erst mit den Veränderungsschüben durch Industrialisierung und Arbeiterbewegungen.

Man könnte polemisch verkürzt behaupten, das „Vaterland“ und dessen „Verrat“ sei die Erfindung von Politikern, die ihre Machtposition durch Veränderungsschübe bedroht sahen. (Wiederholt sich da gerade etwas?)

Cut!

Kein zwei Tage ohne Viren-Fund. Kein Tag ohne Spamflut. Manchmal mit unterhaltsamen Frachten. Vickie Black läßt mich wissen: „xtra size is better ankara freddy“

Und rechnet mich offenbar den Hispanics zu: „hola Der.krusche“

Charmant! Die Werbung für „xtra size“ wird mir mit einem kleinen Versuch geistreich zu sein garniert:
„Egotist: a person more interested in himself than in me. - Ambrose Bierce (1842-1914)
Every normal man must be tempted at times to spit upon his hands hoist the black flag and begin slitting throats. - Henry Louis Mencken (1880-1956)
I love Mickey Mouse more than any woman I have ever known. - Walt Disney (1901-1966)
Silence is argument carried out by other means. - Ernesto CheGuevara (1928-1967)“

Der heißeste Tip ist wohl die eingeschobene Mencken-Behauptung, „jeder normale Mann“ müsse gelegentlich in die Hände spucken, die schwarze Flagge hissen und mit dem Aufschlitzen von Kehlen beginnen. Das mag ja eine Frohbotschaft für Kerle sein, die (frei nach Dr. Kurt Ostbahn) in der Annahme leben, ihr Zünder sei zu kurz. Dazu paßt die Ansicht des schaurigen Ambrose Bierce, ein Egoist sei jemand, „der an sich selbst mehr interessiert ist als an mir.“ Wobei ich die Zufallskreation „Egotist“ sehr hübsch finde und für noch unbestimmte Zwecke aufbewahren möchte.

Über Walt Disneys sexuelle Orientierung will ich mir weiter nicht den Kopf zerbrechen. Das war ja eine Äre, in der Männermassen nach blondierten Frauen mit riesige Brüsten und der Mentalität eines Kindes verrückt waren. Solche Dispositionen von Männern zu reflektieren überlasse ich lieber therapeutischem Personal. Und den Satz von Che Guevara versteh ich nicht. Wer weiß, wie verlässlich die Quelle ist ...


[kontakt] [reset]

22•03