27. Mai 2004

Ein Vormittag in Graz. Einig Wege. Und das Glück des Sammlers lacht mir zu, daß es gar nicht zu glauben ist. Als Paparazzo der Automobilwelt kann man sich ja kaum an etwas halten, was die Chancen auf Treffer erhöht. Es gibt gerade mal die Weisheit, daß an Hauptrouten und Durchzugsstraßen eher selten interessante Wagen parken. Und daß in der schönen Jahreszeit mehr Raritäten rollen. Das wärs.

Der Rest bleibt ein Pokerspiel, denn nicht einmal Intuition läßt sich geltend machen. Heute hatte ich mehr als gute Karten, wovon ich die prächtigsten hier vorlege:

Ein typischer "Schrumpfamerikaner", also ein für Europa verkleinerter Straßenkreuzer aus meinen Kindertagen. Ford Taunus 17 M, noch dazu als Kombi und in zweifarbiger Lackierung:

log117a.jpg (14579 Byte)

Cremefarbene 121er Volvo-Amazone aus meinen Jugendtagen, das Auto, mit dem ich meine ersten Lilometer auf richtigen Straßen gemacht habe.

log117b.jpg (18080 Byte)

Das As der Asse an einem Tag wie diesem, der bezaubernde Dienstwagen von Commander James Bond, der Aston Martin DB 5:

log117c.jpg (17458 Byte)

Von all diesen Stücken wird natürlich früher oder später auf der [flame] site erzählt ...

Cut!

Ich denke, seit es etablierte Herrschaft gibt, besteht auch eine Vorstellung vom Verrat dieser Herrschaft. Verknüpft mit Sanktionen. Ich hab keine Ahnung, seit wann solche Konzepte nachweisbar sind. Ich vermute, daß selbst früheste Horden Gründe kannten, jemanden aus der Gemeinschaft auszustoßen. Was sehr lange Zeit in der Geschichte menschlicher Gemeinschaft den sichern Tod bedeutet haben muß.

Vom Urteil gegen den Philosophen Sokrates, wonach er den Giftbecher nahm, über die Kreuzigung Jesu hat auch über weitere Jahrtausende die Herrschaft über das Leben der Untertanen verfügt. Ich nehme an, die Kategorie des „Vaterlandes“ läßt sich dagegen in unserer Ideologie-Geschichte noch nicht gar so lange nachweisen. In der Feudalzeit und „zu Kaisers Zeiten“ war das eine überaus trübe Kategorie. Da zählte das Herrscherhaus. Da zählte die Dynastie.

Damals dürfte die Idee vom „Hochverrat“ als ein Vergehen gegen den Souverän, als Verletzung der Loyalitätspflicht das dominante Thema gewesen sein. Mit den Wirrnissen und bis dahin unbekannten Greueln des Ersten Weltkrieges hatte bei uns das Thema „Vaterlandsverrat“ gewiß erstmals eine Blüte. (Drei große Herrscherhäuser mußten ihre Reiche aufgeben. Österreichs Habsburger, Deutschlands Hohenzollern und Rußlands Romanows. Knapp davor hatte das Reich der Osmanen aufgehört zu existieren.)

Auf diesem Weg in eine Vorstellung von „Nation“ und „Vaterland“, Frankreich war da schon einige Strecke voraus, mag sich das „Andachtsbildchen“ zwischen alten Herrschern und neuen Regierenden transformiert haben: „Vaterlandsverräter“. Aber die bedrückendste Hochkonjunktur dürfte diese Zuschreibung wohl in der Ära der Nazi-Barbaren gehabt haben, in welcher der Vater des Kärntner Landeshauptmanns wer gewesen ist. Keine große Figur. Aber doch ein erklärter Gefolgsmann.

Doch was war „das Vaterland“ zu dieser Zeit? Vor allem ein ideologisches Leichentuch für die Arbeitsergebnisse eines durch und durch verbrecherischen Regimes, das in weiten Bevölkerungsteilen erschreckend viel Gefolgschaft fand. Mindestens rückblickend muß man wohl sagen: sich von diesem „Vaterland“ abgewandt zu haben, fast gleichgültig mit welcher Spielart des „Verrates“, kann in den meisten Fällen keine so schlechte Sache gewesen sein.

Wenn aber HEUTE ein ranghoher Politiker diese Sprachregelung wieder aufnimmt, Vaterlandsverräter, dann entsteht sofort eine Menge Klärungsbedarf. Vor allem, ob der Herr auch auf ausreichende emotionale Distanz zu den alten Konstrukten achtet. Oder ob man annehmen muß, daß er den Adressaten dieser Zuschreibung vorsätzlich den alten, noch lebendigen Ressentiments ausliefern möchte, die sich an den alten Annahmen über „das Vaterland“ am Leben erhalten. An der Idee einer VÖLKISCH gedachten Nation, der ein Nationalstaat zustünde, den in Frage zu stellen eben ... "Vaterlandsverrat" sei.

Und das wäre ein ekelhafter Kontext ... derart problematisch, daß mir diese Zuschreibung, Vaterlandsverräter, im aktuellen und zeitgemäßen politischen Diskurs als VOLLKOMMEN UNBRAUCHBAR erscheint.

Herr Landeshauptmann, verlassen Sie endlich die Bühne österreichischer Politik! Zeitgemäße Demokratie sollte erlauben und ertragen, daß solche Unarten in Hinterzimmern gepflegt werden. Aber nicht in einer medialen Öffentlichkeit des Landes. Und nicht von jemandem im Range Ihres Amtes.


[kontakt] [reset]

22•03