24. April 2004 Da waren nun einige wunderbare
Sonnenstunden. Inzwischen ist der Regen wieder da. Aber bevor das schlechte Wetter kam,
hatte ich schon Regen auf dem Dach. Vor und hinter meiner Wohnung trieben sich vergnügte
Feuerwehrleute um, die ihr Gerät und ihre Methoden erprobten.
Ich bin in diesen Ausschnitt meines
Küchenfensters vernarrt. Weshalb ich diese Perspektive zum Gegenstand des Projektes
Where is your
home? gemacht habe, das Klemens Golf und Anne Mommertz gerade in Düsseldorf
realisieren.
Cut!
Da ich gerade Zeit für mich habe, hält
mich vieles auf der Couch in der Küche. Bücher, Zeitschriften, Notizen ... Ich konnte
inzwischen immer noch nicht genauer erheben, was heute gemeint sein dürfte, wenn jemand
flockig dahinsagt: europäische Werte. Diese ordnenden Containersätze, in denen
dann oft, wenn man den Deckel aufmacht, nichts zu finden ist.
In wenigen Tagen werden Staaten sich der
EU anschließen, die in meiner Kindheit als Feindesland zu betrachten mir eingeredet
wurde. In wenigen Tagen werden ich nach Polen fahren, das sich Hitler und seine Banditen
als Vorwand für den Auftakt des Zweiten Weltkrieges ausgesucht hatten ...
Einst sind unsere Leute dort als Barbaren
und Mörder eingefallen. Heute reden einige ihrer Kinder und Enkel daher, man müsse uns
diese Menschen vom Hals halten. Aber wie singt His Bobness Dylan? The times they
are achanging ... So werden auch diese Bilder geändert werden müssen ... ob
es den nationalistischen Schwätzern im Lande paßt oder nicht.
Cut!
Ich bin früh einkaufen gegangen, um
schnell wieder auf meine Couch zu finden. Wo mich die Lebensgeschichte der Geisha Nitta
Sayuri fesselt, die Arthur Golden in einen Roman gefaßt hat. ... denn
Dienstmädchen wie wir bekamen kaum etwas anderes zu essen als Reis und eingelegtes
Gemüse, einmal am Tag eine Suppe und zweimal im Monat eine kleine Portion getrockneten
Fisch.
Beim Einkauf, als ich mein Wagerl zurückstellen wollte,
war der Weg von einer kleinen, alten Frau verstellt, die sich mit kleinen Schritten
rückwärts aus der Gasse zu kommen mühte. Unendlich langsam, das von einem Kopftuch
umrahmte Gesicht immer wieder wendend, um mich schließlich über die schmale Schulter
hinweg wissen zu lassen: Ich bin so langsam. Ich kann nichts dafür.
Was mag das für eine Befindlichkeit sein, sich in dieser
Welt allen im Wege zu fühlen?
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