17. April 2004

Es heißt, der Italiener Fabrizio Quattrocchi sei von irakischen Entführern mit einem Genickschuß ermordet worden. Vor laufender Kamera. Es heißt, er habe gerufen: “Ich werde euch zeigen, wie ein Italiener stirbt!” Ich bin mir nicht darüber klar, welche der beiden Nachrichten ich beunruhigender finde.

Cut!

Da gibt es diese Geschichte, daß die Weltmeisterschaft im Fußball ausgetragen wurde. In meinem bevorzugten Kebab-Stand in Gleisdorf stand ein laufendes Fernsehgerät. Auf dem Kühlschrank. Halbfinale. Brasilien gegen Türkei. Ich fragte, um gesellig zu wirken, den Mann hinter der Budel, wie es für die Türken laufen würde. "Ist mir egal. Ich bin für Brasilien." gab er mir zur Antwort. Und quittierte meine Irritation mit: "Ich bin Kurde." Man kann eben ganz schön blöd mitten in den Fettnapf latschen, ohne daß es weh tut. Mehmet nahm es gelassen, wir kennen uns inzwischen ein wenig besser.

Gestern brauchte ich dringend eine Pause vom Bildschirm, etwas Sonne auf der Haut und etwas zu beißen. Da ich gerade ein bewegendes Buch über die Piaf gelesen hatte, die mit Marlene Dietrich befreundet gewesen ist, machte ich einen Abstecher in meine bevorzugte Buchhandlung, wurde auch fündig, und ging mit einem Büchlein über die Dietrich zu meinem bevorzugten Kebab-Stand.

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Da war über eine Wahlkampf-Budel zu staunen, die unmittelbar vor Mehmets Stand gebaut worden war. Und von der aus man an Vorbeikommende gratis Pommes Frites verteilte. Was doch hier eigentlich Mehmets Geschäft sein sollte. Ein Affront für einen kleinen Unternehmer. Und eine Entlastung für mich. Denn so war meine Blödheit in der Kurden-Sache eindeutig von einer größeren an diesem Platz abgelöst.

Wir rufen ein fröhliches "Hell die Glocke!" Übrigens. Die Dietrich. Und die Piaf. Sie wird an einer Stelle von ihrer Schwester zitiert, da ging es um eine mögliche Ähnlichkeit mit Marlene Dietrich:
“Nicht, daß er dumm oder blind ist, aber er ist ein Mann; und die Frau, mit der sie schlafen, sehen die Männer nie richtig!”

Cut!

Gestern. Das Buch „Visions an Visonaries in Contemporary Austrian Literature and Film“. Ein kleiner Nachtrag: [LINK]


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16•03