13. April 2004 Trüber Tag. Vaflixt! Ich bräuchte es sonniger. Dann hab ich einen Termin
vermasselt. Aber mein Physiotherapeut
läßt es mir durchgehen, sagt ganz entspannt: Verkopf dich nicht. Ha! Gute
Empfehlung. Feine Metapher.
Ein beunruhigend großer Anteil meiner
Arbeit geht neuerdings wieder in Viren-Abwehr. Nicht biologisch. Binär. Das Web ist
übervoll davon. Dieser Schrott rüttelt an meiner demokratischen Gesinnung. Alle zwei Tage
bremse ich mit Interventionen und Reparaturen. Die Werner schrieb mir zu diesem Thema:
heinz hat da eine eigene theorie: er meint, daß diese attacken ganz gezielt
gemacht werden, um dann mit einem rettenden programm trillionengeschäfte machen zu
können. mir scheint das äußerst plausibel.
Ich will das gar nicht für möglich
halten. Naja, man will ja auch nicht für möglich halten, daß George Bush Ground
Zero in Kauf genommen haben könnte, um seine außenpolitischen Optionen zu
stützen. Eine grauenhafte Vorstellung. Und hier, irgendwo, holzt ein Stutzer (2,5
Promille Minimum im Blut) mit seinem Auto in eine Blaskapelle. Ohne Führerschein. (Was
schon wurscht ist.) Zwei Tote Minimum.
Sind ja sowas wie zivile Krieger. Diese
Stutzer. Nein. Eher sowas wie Freischärler. Marodierende Berserker. Ihre Autos tragen
mitunter mehr als deutliche Hinweise, daß hier kriegerische Horden durchs Land ziehen.
Das ist alles NICHT NETT. (Meinen Physiotherapeuten ausgenommen.)
Und der Vogeltanz erschreckt mich mit einem neuen Stil, durch den ein
menschliches Antlitz nicht gerade freundlich wird. Wirkt. Ist. Erscheint. An solchen
Themen arbeiten wir gerade. (Siehe unten: Konferenz in Permanenz!)
Ich schieb eine Andy Warhol-Gedenkminute
ein. Was bedeutet, daß ich mir eine Dose Tomatensuppe von Campbell aufreiße. Auf den
Geschmack bin ich durch ein Fluxus-Gedenkereignis gekommen. Die Teilnahme am Geburtstag der Kunst.
Da hab ich meinen Sohn eingespannt, mit
der Campbell-Dose zu
posieren. Danach haben wir den Inhalt verzunden. Ich fand den Geschmack für
Dosenfutter sensationell. Ansonsten hatte ich Ostern sehr ruhige Stunden, etliche davon
auf meinem Sofa.
Zum Beispiel über einem Buch mit der
Lebensgeschichte von Edith Piaf,
das ihre Schwester Simone Berteaut geschrieben hat. Darin vermerkte sie zum Beispiel, daß
die Nazi-Besatzer ihnen andauernd den Reichsadler, auf dem Hakenkreuz hockend, als Stempel
in irgendwelche Papiere geknallt hatten. Und daß man in Paris dieses Motiv Krähe
mit Pedalen nannte; was ich umwerfend komisch finde.
Das Intermezzo mit dem Russen auf dem
Flachdach hat mir Vergnügen gemacht. Filmemacher Harald Friedl, der gerade maximalen
Stress wegen der nahenden Österreichpremiere seines Filmes Afrika Repesenta
abarbeitet, mailte mir dazu: Habt ihr es also lustig gehabt? Das blaustichige
Bild ist sehr schön!
Cut!
"Konferenz in Permanenz
(Die Karawane. Das Labor. Künstlerisches Ereignis. Diskurs. Know how-Transfer.)
Mittwoch, 14. April 2004
(Transit Zone: Öffentlicher Raum und Netzkultur)
Aktuell: Bildnis, Hymne, Monument (Labor, Performance, Debatte)
Ab 20.00 Uhr im
NIL, Dreihackengasse 42,
8220 Graz
Die Crew an diesem Abend:
+) Eva-Maria Hois, Volksmusikfoscherin
+) Jürgen Kapeller, IT-Fachmann
+) Martin Krusche, Autor
+) Irene S., Bundespräsidentin
+) Josef Schützenhöfer, Maler
+) Jörg Vogeltanz, Graphic Novelist
+) Sergey Yugov, Performance Poet
Neben den Arbeitsergebnissen aus dem Labor vor
Veranstaltungsbeginn zeigen wir auch:
+) Dreli Kuda Popalo / Video der Only Petersburgk Poets
+) Kernstock liest Kronenzeitung / ein Objekt von Josef Schützenhöfer
[kontakt]
[reset] |