5. April 2004 Was entwickelt sich so, wenn drei Jungs ein Stockwerk
übernehmen und bis zum nächsten Morgen Zeit haben, den Lauf der Dinge zu studieren? Eine
erhebliche Verdichtung der Abteilung Jugend forscht.
Sektion
Newtonsche Physik: Alle im Hause verfügbaren Decken und Pölster in die
Bettzeuglade der Küchencouch gestopft. Raus aus dem Gewand, bis auf die Unterhosen, und
im hohen Bogen in die wohlgefüllte Bettzeuglade gehechtet.
Sektion
Quantenenphysik: Was immer mit der Tiefkühlpizza geschehen sein mag, es wird schon einem
höheren Zweck gedient haben.
Sektion
Emissionstechnik: Heimliches Espresso-Kochen in der Nacht teilt sich auf noch ungeklärte
Art dem ganzen Haus mit.
Sektion angewandte
Biologie: Eierkochen verändert den Zustand der gesamten Küche.
Cut!
"Paierl tritt
zurück" titelte die "Kleine
Zeitung" am Sonntag. Und zitierte Landeshauptmann Klasnic: "Er tat es für
die Partei." Journalistin Claudia Gigler schrieb: "... jetzt gibt es ein
politisches Opfer."
Ich bin tief bewegt.
Von solcher Größe und solchem Opfermut. Daß eine derart glänzende Karriere diesen
Knick einnehmen muß, gerade WEIL wir lesen könen, da möchte jemand, wenn schon,
erhobenen Hauptes gehen.
Wollen wir nach den
Taschentüchern greifen und nicht mehr daran denken, was von einem Ausschußmitglied nach
der ersten Befragungsrunde gerade noch zu lesen
war: Alle Regierungsmitglieder redeten ausschweifend -- von politischer
Verantwortung keine Spur.
Warten wir mal ab,
was in der Sache noch sichtbar wird und welcher Bestand an Wert sich in der Paierl'schen
Opferhaltung abzeichnet.
Cut!
In der nämlichen
Ausgabe liest man auch über "einige Aufregung", da sich das Brüderpaar Walter
und Werner Reischl mit seiner neuen Variante der steirischen Landeshymne vorerst nicht auf
der Website des Steirischen
Sängerbundes wiederfand. Damit hat nun in der Tat die "Abteilung
deutschsprachiger Schlager" zu den Schrifstellergrößen Gruber, Pollanz und Wolfmayr
aufgeschlossen.
Ich darf mich selbst
zitieren?
Mit solchen Stoffe bleibt einem ja allerweil noch der Grand Prix der
Volksmusik. Oder alles, was sich hinter Karl Moik auftut. Dorthin möcht ich diese
Dichtung mit dem Gruße Gut Holz! verabschieden." [Aus: Hymnen singen,
Dichtung dichten (Steirische Auffälligkeiten)]
Einige resche Varianten und zukünftig auch
Diskursbeiträge finden Sie auf der Website "Lob der Heimat in höchsten Tönen (Von
Hymnen und Hurra-Situationen)" [LINK]
Und hier eine kleine Kostprobe der Heimattümelei unserer Reischl-Buben,
deren Bibliotheken ich gerne mal sehen würde. Oder aus welchen Quellen schöpft man
Formulierungen wie "Gnadenort" und "hell die Glocke"? Das kann doch
nur aus übereifrigem Lesen "guter Bücher" kommen.
Wo das Wasser klar von den Bergen springt
und die Wälder stehn so stolz und reich.
Wo vom Gnadenort hell die Glocke klingt,
schlägt das grüne Herz von Österreich.
P.s.:
Ach, das möchte ich doch unserer Frau Bundespräsidentin empfehlen. Daß sie statt ihres
Mottos "Wir
arbeiten dran!" dieses erfrischende "hell die Glocke" übernähme ...
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